Frage: Warum Krimis?
Komarek: Vordergründig die Lust des Schreibers und der Leser sich ungestraft mit Ereignissen und Fantasien abgeben zu dürfen, die weit außerhalb eines alltäglichen Lebens liegen. Wer schaudert nicht gerne (wohlig abgesichert) angesichts menschlicher Abgründe. Außerdem ist ein guter Krimi ein intelligentes Leservergnügen mit literarischem Anspruch.
Frage: Was bedeutet deutscher Krimi für Sie?
Komarek: Eine – im Gegensatz zu früher – erfreulich bunte literarische Landschaft mit zum Teil bestürzenden Niveauunterschieden.
Frage: Wer ist überschätzt?
Komarek: Ich habe schon als Glauser-Jury-Mitglied heftig unter dem Zwang gelitten, urteilen zu müssen. Schrott ist leicht erkennbar, Mittelmass ebenso, unter den Guten zu reihen, ist Geschmacksache.
Frage: Wer ist unterschätzt?
Komarek: Siehe oben.
Frage: Krimi – eine Literaturgattung?
Komarek: Ja, wie alles Geschriebene, wenn die Qualität stimmt.
Frage: Wie sind Sie zum Krimi gekommen?
Komarek: Dem Krimigenre war ich lange nur als Leser verbunden, als solcher allerdings intensiv. Erst seit etwa sechs Jahren schreibe ich Krimis und bin auch schon wieder dabei, neue Ufer anzusteuern. Wie in vielen Büchern vorher (literarischen Reisebegleitern zum Beispiel) ging es mir darum über das Erzählen einen intensiven Zugang zu bestimmten Lebensträumen und ihren Menschen zu finden. Im Krimi ist dieser Zugang natürlich sehr direkt und aufschlussreich, denn die größte Ausnahme vom Alltag, ein Mord, legt unerbittlich Spannungen, Konflikte und Bruchlinien frei, die sonst verborgen bleiben.
Frage: Ihre Lieblingstatwaffe?
Komarek: Eine Weinpresse.
Frage: Mord – muss das sein?
Komarek: Mord oder etwas anderes existenziell Abgründiges als Auslöser einer klassischen oder unkonventionellen Auseinandersetzung mit dem Thema Schuld und Sühne.
Frage: Warum schreiben Sie?
Komarek:
Alfred Komarek
Alfred Komarek wurde 1945 in Bad Aussee in Österreich geboren. Er legte 1963 seine Matura ab, studierte Jura in Wien und absolvierte die erste und zweite Staatsprüfung. Zum Geldverdienen schrieb er als Student Glossen und Reportagen für Zeitschriften. Als Mitarbeiter des Österreichischen Radiosenders Ö 3 verfasste er Features, Hörspiele und Essays. Mit zahlreichen Beiträgen machte sich Komarek als Autor zum Thema "Natur" einen Namen. Als Essayist und Reiseliterat führt er in wunderschönen Bildbänden durch die österreichische und europäische Kultur. Heute lebt er als freier Schriftsteller in Wien und Niederösterreich.
Polt Krimis sind Kult und Kultur zugleich. 1989 erschien Komareks erster Kriminalroman Polt muß weinen mit dem archaischen Gendarmarieinspektor Simon Polt und wurde mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Drei weitere Krimis folgten und so runden die vier Polt-Romane mit den vier Jahreszeiten ein Jahr im Weinviertel unweit von Wien ab. Die Polt-Romane wurden in Österreich und Deutschland zu Bestsellern, es gibt französische und chinesische Übersetzungen und ORF-Verfilmungen mit Erwin Steinhauer in der Hauptrolle.
Homepage: www.alfred-komarek.at
Die Krimis:
1998, Polt muss weinen. Haymon
2000, Polt muss weinen. Diogenes, detebe 23129
2000, Blumen für Polt. Kriminalroman aus dem Weinviertel. Haymon
2001, Blumen für Polt. Kriminalroman aus dem Weinviertel. Diogenes
2001, Himmel, Polt und Hölle. Haymon
2003, Himmel, Polt und Hölle. Diogenes, detebe 23358
2003, Polterabend. Kriminalroman aus dem Weinviertel. Haymon
2004, Die Villen der Frau Hürsch. Haymon
2001, Polt muss weinen. Der chinesische Polt. Taiwan 2001: Sitak Group
2002, Les Larmes de Polt. Der französische Polt. Paris: les Éd. Noir sur blanc
Stand: 5. Mai 2004
© Gisela Lehmer-Kerkloh & Thomas Przybilka
Alle Titel und natürlich jedes andere lieferbare Buch können und sollten Sie bei Missing Link in Bonn bestellen, einer Buchhandlung, die sich auf Sekundärliteratur zum Krimi, auf Kriminalliteratur und auch auf die Beschaffung ausländischer Literatur spezialisiert hat.
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Die Befragenden:
Gisela Lehmer-Kerkloh
rezensiert Kriminalliteratur. Sie ist Mitglied bei den Sisters in Crime sowie Amiga im Syndikat.
Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht sie regelmäßig ihren "Krimi-Kurier"
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag
Thomas Przybilka
verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien.
Letzte Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel.
Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag