Frisch eingetroffen.
Bücher, die uns erreichten.
Eine Auswahl *
Essays zum Roman noir
Jean-Patrick Manchette ist vor allem bekannt als Schriftsteller, Drehbuch-Autor und Übersetzer. Daneben bildete auch das Schreiben von Essays zum Roman noir und über die "Meister" des Genres einen Schwerpunkt im Schaffen von Jean-Patrick Manchette. In den Jahren 1976 bis 1995 schrieb er dazu regelmäßig Beiträge in renommierten Fachpublikationen.
Durch die Texte ziehen sich wie ein roter Faden Geschichte, Theorie und Kritik des Roman noir "als Zeitzeuge seiner Zeit". Die oft schneidenden, humorvollen und scharfsinnigen Texte lassen die Passion des Essayisten und die Genauigkeit des Analytikers erkennen.
Jean-Patrick Manchette
Chroniques
Essays zum Roman noir
DistelLiteraturverlag
220 Seiten. € 32,00
ISBN 3-923208-78-2
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Universum des Grauens
Valère Notermans ist Filmliebhaber. Immer auf der Suche nach Raritäten interessiert er sich vor allem für die Anfänge des Kinos. Eines Tages entdeckt er auf einem Filmfestival in Lille ein Filmfragment von verstörender Grausamkeit. Sowohl der Regisseur wie die Namen der Schauspieler sind unbekannt. Valère begibt sich auf die Suche nach dem Autor und den Ursprüngen des Films und stößt dabei auf einen Ort des Grauens, der in die Zeit des Nationalsozialismus und der Résistance zurückführt.
Der neue Band der NOIR-Reihe enthält neben dem Roman "Statisten" (Les Figurants, 1995) als Beigabe eine von Elfriede Müller übersetzte Kurzgeschichte, die im Mai 1968 spielt: "Der Mann mit der Sammelbüchse".
Didier Daeninckx und seine Literatur stehen für eine Wende im französischen Roman noir. Daeninckx gilt als Begründer des "Néopolar", eines linken, politisierten und gesellschaftskritischen Krimis, der weder das "Milieu" noch die bestehende Ordnung romantisiert. Sein Stil zeichnet sich durch formale Knappheit und den Bezug zu realen Konflikten aus. Sein Hauptanliegen besteht darin, untergründige und tabuisierte historische Ereignisse fiktional zu thematisieren und die Erinnerung an die Besiegten der Geschichte wach zu halten.
Didier Daeninckx
Statisten
Assoziation A. Reihe Noir
120 Seiten. € 9,90
ISBN 3-935936-41-9
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Zwischen Abenteuer- und Kriminalroman
Der Spitzentitel des Bücherherbstes bei Edition Köln füllt nicht nur fast ein halbes Tausend Seiten: er spielt auch in drei Jahrhunderten. Und seine Schauplätze sind auf mehrere Kontinente verteilt, so u.a. auf New York, die Karibik, Argentinien, Chile, Kolumbien, Sri Lanka, Singapur, England, Spanien, Marokko.
Er ist Wirtschaftskrimi, Beichtbericht, Liebesroman, Kulturgeschichte, Piratenstory. Und wie viele hintersinnige Geschichten beginnt auch diese recht harmlos: Da berichtet ein ehemaliger Jesuitenzögling aus Uruguay seinem väterlichen Freund, was ihm während der letzten zwanzig Jahre widerfahren ist. Da wird Lou Capote, Topmanager bei dem amerikanischen Elektronikkonzern ITT beauftragt, einen neuartigen Laser auszuspionieren. Und da beichtet schließlich ein spanischer Abenteurer aus dem 17.Jahrhundert all die Fähr- und Wirrnisse seines wechselvollen Geschicks. Was verbindet diese Geschichten, welches Geheimnis umgibt diese Personen?
Natürlich wäre dieser ganze Aufwand bloßer Theaterdonner und erzählerische Hochstapelei, wenn Daniel Chavarría nicht so souverän alle Hilfsmittel beherrschte, die sich in einem gut bestückten literarischen Werkzeugkasten finden. So aber ist DIE SECHSTE INSEL im besten Sinn ein Abenteuerroman � spannend, unterhaltsam, Wissen vermittelnd und Menschlichkeit einfordernd selbst dort, wo sie in nur sehr beschädigter Form zu finden ist. Ein Abenteuer auch für den Leser, der bedauert, wenn es zu Ende geht. Übrigens mit einem happy end.
Daniel Chavarría
Die sechste Insel
Edition Köln Reihe Krimi & Co.
442 Seiten. € 21,90
ISBN 3-936791-24-4
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Genre in Japan
Die Figuren in Rampos dekadenter Welt werden von Lust, Eifersucht, Gier und Eitelkeit getrieben und spielen mit Tabus; nicht selten endet das Ganze in Perversion und Mord. Kein Wunder, dass das in der Zeit des japanischen Faschismus die Zensur herausforderte: Beispielsweise war die (hier mit abgedruckte) Erzählung "Die Raupe" komplett verboten. Mit "Auf der Klippe" (ebenfalls enthalten) setzte 1950 seine literarische Produktion wieder ein. Ihm zu Ehren wird seit den fünfziger Jahren der Edogowa-Rampo- Preis u.a. an Autoren wie Masako Togawa oder Natsuo Kirino verliehen, die den Fans japanischer Literatur längst ein Begriff sind. Edogawa Rampos umfangreiches Werk überschreitet die Grenzen des Krimi-Genres auf immer wieder überraschende Weise. Erstmals liegt jetzt auf Deutsch eine eigene Sammlung seiner Erzählungen vor, die in ihrer Mehrzahl noch in keine westliche Sprache übersetzt worden sind: Ein Muss für Weltkrimi-Fans.
Edogawa Rampo
Spiegelhölle
Acht Erzählungen
Maas Verlag/Reihe: JBOOK
220 Seiten. € 16,80
ISBN 3-929010-97-6
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Volle Dröhnung?
"Von Agatha Christie bis Donna Leon, Ed McBain bis Henning Mankell, Georges Simenon bis Minette Walters, Eric Ambler bis Tom Clancy – die volle Dröhnung" wirbt das "Lexikon der internationalen Krimiautoren" auf dem Umschlag und führt diesen etwas flapsigen Stil leider auch in vielen Artikeln fort. Kaum vorstellbar, daß ein Mensch allein dieses Material bewältigt hat. Spekulationen hat der Autor Raum gelassen: nirgendwo taucht eine Notiz zum Verfasser auf. Dennoch: auf 614 Seiten fasst Alex Flückiger bio- und bibliographische Daten zur internationalen Kriminalliteratur zusammen und liefert nach dem legendären Reclams Kriminalromanführer aus dem Jahre 1978 endlich wieder eine kompakte Sammlung geballter Informationen für den Krimileser.
Auch dieses Lexikon hat nicht zu Unrecht wie das 2002 von Klaus-Peter Walter herausgegebene Reclams Krimi-Lexikon kräftigen Gegenwind bekommen (siehe Links weiter unten), dennoch liefert es eine Menge an bio- und bibliographischem Material auch zu weniger bekannten oder vergessenen Autoren und sollte trotz oft geschmäcklerischer Beurteilung gerade dem nicht fremdsprachlich beschlagenen und internetresistenten Leser weiterhelfen können.
Links:
Alex Flückiger
Lexikon der internationalen Krimiautoren
Norderstedt: Books on Demand, 2005
220 Seiten. € 36,00
ISBN 383343306X
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Blut im Chianti?
Lange Jahre war er als Trivialliteratur verpönt, nun ist er (in fast allen europäischen Literaturen) als neu akzeptierte Kunstgattung wieder da, schreiben die Herausgeber in ihrem Vorwort der Zeitschrift Zibaldone, Nummer 39, die sich mit Italiens Krimi heute beschäftigt. Der Krimi, so die Herausgeber weiter, italienisch seit den 30er Jahren znd auf Grund der vom Mondadori-Verlag traditionell benutzten Farbe des Buchumschlags, giallo, der Gelbe genannt.
Mit diesem Heft möchte Zibaldoneein Panorama dieser neuen alten Literaturgattung geben und damit zugleich zu eigenen Entdeckungen einladen ...
Aus dem Inhalt:
Bruno Brunetti: Ermittlungen zur Zeit des Duce: der Kommissar De Vicenzi
Thomas Amos: Kommissar C. ermittelt. Andrea Camilleris postmoderne Kriminalliteratur,
Felice Balletta: "Sono un caso giudiziario, il 'caso Carlotto' ". Mit einem Interview mit Massimo Carlotto
Gabriele Vickermann-Ribémont: Über verlorene Köpfe und persönliche Integrität � Antonio Tabucchis letzter Detektivroman "La testa perduta di Damasceno Monteiro"
Oreste Sacchelli: Bullen. Anmerkungen zu einigen italienischen Kriminalfilmen der 70er Jahre
Sabine Witt: Lady crimes all� italiana
Thomas Stein: Il giallo alla radio � Der Krimi im Radio. Kulturanthropologisches zur Dramaturgie von Tiziano Scarpas Le pietre assassine
Martina Wesselmann-Lang: La Milano nera nel giallo � Neue Kriminalliteratur von Andrea G. Pinketts
Felice Balletta: Die zehn Goldenen Regeln des Andrea G. Pinketts Eine Anleitung für Krimiautoren und solche, die es werden wollen
Angela Barwig: "Bologna capace di morte" Anmerkungen zum Kriminalroman in der Emilia-Romagna
Felice Balletta: Dem "mostro di Firenze" auf der Spur. Literarische Bearbeitungen eines Themas bei Laura Grimaldi, Nino Filastò, Carlo Lucarelli, Michele Giuttari und Umberto Cecchi
Günter Berger: Enzo Russos kühle Abrechnung mit der neuen Mafia: Ursinis großer Coup
Blut im Chianti?
Italiens Krimi heute
Herausgegeben von Thomas Bremer und
Titus Heydenreich
Zibaldone No. 39 / Frühjahr 2005
Stauffenburg Verlag
166 Seiten.
€ 12,00/ SFr 21,80
ISBN 3-86057-978-9
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Nicht jede Neuerscheinung erreicht die Alligatorpapiere. Und nicht alle Bücher, die wir monatlich erhalten, sind Neuerscheinungen dieses Monats. Aus dem Stapel, der uns Monat für Monat beglückt, wählen wir die Bücher aus, die zu den interessantesten zählen können und die wir Ihnen als Leseempfehlung ans Herz legen. Schauen Sie deshalb öfter rein, die Liste wird im Laufe des Monats ständig ergänzt.
Wir fällen aber kein endgültiges Urteil, treffen wir unsere Entscheidungen doch aus den Informationen des Klappentextes, Anlesen und ein wenig Erfahrung.
Wollen Sie über Neuerscheinungen des jeweiligen Monats informiert sein, gibt es drei hervorragende Adressen, die Ihnen einen geradezu lückenlosen Überblick über den aktuellen Krimi-Buchmarkt ermöglichen:
Die Krimineuerscheinungen des Monats bei "kaliber.38", "krimi-couch" & "hammett".
Ausserdem sehr empfehlenswert sind die monatlichen Krimitipps und Infos über Neuerscheinungen, die Robert Schekulin mit Fachwissen und Sprachwitz in der Freiburger Buchhandlung "UFO" zusammenstellt: "Roberts Krimitipps"
Nicht zu vergessen "Thomas Przybilkas Krimitipps zur Sekundärliteratur", die mehrmals jährlich über die interessantesten und wichtigsten Sachbücher zur Kriminalliteratur informieren!
Und wenn Sie sich nur für die Veröffentlichungen deutschsprachiger Autoren und Autorinnen interessieren: bei "www.deutsche-krimi-autoren.de/index.htm" werden Sie mehr Titel finden, als Sie für möglich gehalten hätten ...
Und natürlich:
Krimiwelt! Die zehn besten Krimis des Monats. Eine Initiative von DIE WELT, ARTE und NordwestRadio.
Seit April 2005 werden Monat für Monat auf der Liste die zehn spannendsten, am besten geschriebenen und thematisch ausgefallensten Kriminalromane vorgestellt. Siebzehn auf Kriminalliteratur spezialisierte Literaturkritiker aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wählen aus der Masse der Neuerscheinungen die zehn Titel aus, denen sie besonders viele Leser wünschen.
Die KrimiWelt-Bestenliste wird jeweils am letzten Wochenende des Monats gleichzeitig in der "LITERARISCHEN WELT", der Literaturbeilage der Tageszeitung DIE WELT, in den Literatursendungen des NordwestRadios und bei ARTE im Internet vorgestellt.
Frisch eingetroffen. Bücher, die uns erreichten.
Ein Service der Alligatorpapiere.
Zusammengestellt von
Alfred Miersch
NordPark Verlag
Klingelholl 53
42281 Wuppertal
Tel.: 0202/51 10 89
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