KrimiKurier No.10 Frühling 2004 "Es war der größte Tag unserer Karriere und die schlimmste Nacht meines Lebens. Alles begann am frühen Morgen, und zwar damit, dass John die Idee hatte, dem lieben Gott in der Großen Freiheit einen Besuch abzustatten" Liebe Leser, Bekannte und Freunde, die diesjährige Criminale, DAS Treffen deutscher Krimiautoren mit vielen Lesungen und Veranstaltungen findet vom 28. April bis 2.Mai am Niederrhein statt (www.die-criminale.de ). In der ersten deutschen Krimibibliothek in Bremen kann deutschsprachige Kriminalliteratur seit 1965 online recherchiert werden (www.stadtbibliothek-bremen.de). Der grafit-Verlag in Dortmund feiert sein 15 jähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch! Wichtige Mitteilung in eigener Sache. Neue e-mail Adresse:e-mail: [email protected]. Ein sonniges Osterfest wünscht Gisela Lehmer-Kerkloh.
Puppenspiel (The Falls) Roman. München: Goldmann Verlag März 2004. 640 Seiten, Taschenbuch, € 10,00; ISBN 3-442-45636-3. Ian Rankins Serienheld ist der desillusionierte, melancholische Zyniker Detective Inspector John Rebus. In "Puppenspiel" sucht die gesamte Edinburgher Polizei fieberhaft nach der begüterten jungen Studentin Philippa. Der Entführungsfall erhält einen bizarren Beigeschmack, als im Heimatort der Studentin ein kleiner Holzsarg mit einer geschnitzten Puppe auftaucht. Rebus verfolgt die Spur zurück bis in das Jahr 1836, wo nach dem Verschwinden junger Frauen jedes Mal ähnliche Särge gefunden wurden. Gleichzeitig versucht die junge Polizistin Siobhan einen rätselhaften Quizmaster aufzuspüren, mit dem Philippa ein mysteriöses Internetspiel spielte. Dabei gerät sie immer mehr in den Bann des gefährlichen Spiels. 1987 erschien der erste Inspector Rebus Krimi ("Knots and Crosses"; dt. "Verborgene Muster") dem bislang 12 weitere folgten. Ian Rankins Bücher sind ausgeklügelt und spannend. Sie erzählen von einem modernen Edinburgh zwischen, Politik, Wirtschaft und Verbrechen, zeigen jedoch auch historische Hintergründe Schottlands auf. Inspector John Rebus teilt das Faible des 1960 geborenen Autors und früheren Rockmusikers für die Rolling Stones und Punkmusik. Rankin erhielt den Golden Dagger Award, wurde mit dem Chandler-Fulbright Award ausgezeichnet und für den Edgar-Allan-Poe Award nominiert. (Bestellen bei Missing Link)
Ehrenwerte Leute (Gente di rispetto 1975; Ü: Peter O. Chotjewitz). Zürich: Unionsverlag 2003. Kart., S. 256 S, 9,90 € Die junge, engagierte Lehrerin Elena wird von Catania in ein sizilianisches Bergdorf versetzt. Die Bewohner sind fatalistisch, ungebildet und werden von den wenigen Großgrundbesitzern beherrscht. Im angrenzenden Slum regiert Armut, Hunger und Schmutz. Alle beobachten das Geschehen von ihrem sicheren Platz hinter den Fensterläden, es herrscht das "Gesetz des Schweigens". Unerklärlicherweise gerät Elena unter den Schutz der "ehrenwerten" Gesellschaft. Wer sie beleidigt, wird am nächsten Morgen tot auf der Piazza mit einer Blume im Mund aufgefunden. Elena beginnt von einer gewaltlosen Revolution zur Verbesserung der Lebensumstände der Allerärmsten zu träumen und bemerkt nicht, dass sie zum Spielball der Mafia wird. Giuseppa Fava gelingt es hervorragend, Atmosphäre und Menschen in einem trostlosen, nahezu von der Welt abgeschnittenen sizilianischen Bergdorf zu schildern. Er zeigt auf, warum die Moderne auch heute noch an den jahrhunderte alten Gesetzten der Mafia scheitert. Als Autor von Theaterstücken, Romanen und Sachbüchern war Fava ein Wegbereiter der Antimafiabewegung. Fava wurde 1984 vor dem von ihm gegründeten Theater, in dem seine Anti-Mafia Stücke aufgeführt wurden, ermordet. (Bestellen bei Missing Link)
Glänzender Tod. Dortmund: Grafit-Verlag 2003. Kart., S. 248, 8,90 €. Dem abgebrochenen Architekturstudent Jean Büsing ist es gelungen, sich als Versicherungsdetektiv eine auskömmliche Existenz aufzubauen. So ist es nichts Ungewöhnliches, als er den Auftrag erhält, den bei einem Segeltörn auf der Nordsee verschollenen Kunsthändler Tillmann aufzuspüren. Seine Ehefrau hat ihn für tot erklären lassen und fordert nun die Auszahlung der Versicherungssumme in Höhe von 3 Mio. DM. Die Leiche von Tillmanns Schwager, mit dem er zusammen den Segeltörn unternommen hat, wurde Tage später aus der Nordsee gefischt. Büsing entdeckt, dass Tillman einen sehr wertvollen Kunstschatz, ein vollständiges antikes Service, dass seine Schwager beim Straßenbau in Ungarn gefunden haben, verkaufen wollte. Seine Verfolgungsjagd führt ihn nicht nur in die ungarische Puzta sondern auch nach Wien und Lissabon. Zweyer schreibt fesselnd. Liebevoll zeichnet er die Charaktere nach. Ebenso wie Büssing fühlt sich der Leser zwischen den beiden sympathisch diabolischen Kunsthändlern, dem Libanesen Jussuf Barachi und dem Serben Slobodan Mirkovac, hin und hergerissen. Nur diese beiden können den Kunstschatz verkaufen. Einer von den beiden muss der Bösewicht sein, der für die Leichen verantwortlich ist, die Büssings Weg säumen. Am Schluss des Lesevergnügens hat man immer noch Lust auf Mehr: Hoffentlich kann diese durch das für Mai angekündigte neue Buch Zweyers "Verkauftes Sterben" befriedigt werden. Zweyer schreibt fesselnd. Liebevoll zeichnet er die Charaktere nach. Ebenso wie Büssing fühlt sich der Leser zwischen den beiden sympathisch diabolischen Kunsthändlern, dem Libanesen Jussuf Barachi und dem Serben Slobodan Mirkovac, hin und hergerissen. Nur diese beiden können den Kunstschatz verkaufen. Einer von den beiden muss der Bösewicht sein, der für die Leichen verantwortlich ist, die Büssings Weg säumen. Am Schluss des Lesevergnügens hat man immer noch Lust auf Mehr: Hoffentlich kann diese durch das für Mai angekündigte neue Buch Zweyers "Verkauftes Sterben" befriedigt werden. (Bestellen bei Missing Link)
Im Namen der Macht (Orig.: Law of Gravity; Ü: Hans M. Herzog). München: dtv 2004 Kart., S. 375, Euro 14,50 €. Philipp Barkley war einmal ganz oben in der Washingtoner Politszene mit den besten Aussichten noch weiter zu steigen. Politische und private Probleme (Tod der Tochter, Scheidung) haben seinen Aufstieg gestoppt und ihn in der Psychatrie landen lassen. Er bekommt jetzt sein Gnadenbrot im Justizministerium. Als Martin Green, der leitende Referent im Geheimdienstausschuss und ein enger Mitarbeiter von Senator Warren Young, verschwindet, wird Barkley gemeinsam mit einer jungen FBI-Agentin beauftragt, die Untersuchungen zu führen. Senator Young hat nicht nur beste Aussichten der nächste Präsident der Vereinigten Staaten zu werden, sondern er ist auch der neue Ehemann von Barkleys Exfrau Constanze. Zunächst deuten die Fakten darauf hin, dass Green ein Agent gewesen ist. Aber sein Charakter als strenggläubiger, sozial engagierter Jude scheint hiermit nicht im Einklang zu stehen. Auch hat er in seiner Zeit im Bankenausschuss, der sich mit dem Verbleib jüdischer Konten in der Schweiz befasst hat, intensiv eigene Nachforschungen zum Holocaust betrieben. Thematik und Charaktere des Buches sind höchst interessant geschildert, so nicht nur der Protagonist Barkley sondern auch der pensionierte Polizist McSorley, der Barkley unterstützt, als er seine Ermittlungen auf eigene Faust weiterführt. Wünschenswert wäre gewesen, wenn der Autor die Aufklärung der Zusammenhänge in der Nazizeit detaillierter dargestellt hätte. Er legt dagegen mehr Wert auf Action. (Bestellen bei Missing Link)
Mord im Star-Club. Hamburg: Hamburger Abendblatt, (Schwarze Hefte 53, Hg. Volker Alberts) 2003. 63 Seiten. Handliches Manteltaschenformat, 3,00 €. "The Silver Beatles" noch mit "Pete" Best am Schlagzeug geben ein Gastspiel im legendären Hamburger "Star Club". Als der Kellner des Clubs ermordet wird, fällt der Verdacht auf John. Die junge Sängerin der She-Bees und glühende Verehrerin versucht den wirklichen Täter auf dem Hamburger Kiez zu finden. Sie und ihre Freundin Lisa geraten jedoch selbst in die Schusslinie der Kriminellen vom Hamburger Kiez, als Lisa in ihrem Gitarrenkasten dicke Geldbündel entdeckt. Flott geschriebenes Lesevergnügen um eine legendäre Rock-Band. (Bestellen bei Missing Link)
Stelzvogel und Salzleiche Dortmund: grafit 2002 Kart., S. 215, 8.40 €. Privatdetektiv Elmar Mogge – tatkräftig unterstützt durch seinen Gehilfen Cetin – muss dieses Mal zwei Fälle lösen. 10 Jahre nach seinem Verschwinden wird die Leiche seines ehemaligen Mitschülers Peter Rugen in einem Salzberg bei Soest aufgefunden. Mit der Aufklärung beauftragt ihn Anne Mehringer, die frühere Lehrerin Rugens. Georg Kelian, erfolgreicher Moderator bei einem privaten Radiosender, möchte, dass Mogge ihm einen aufdringlichen weiblichen Fan vom Leibe hält. Bei der Aufklärung der Fälle macht Mogge nicht nur Bekanntschaft mit der rauen Atmosphäre des Soester Landlebens, sondern auch der weibliche Fan hat es in sich. Schließlich gerät Mogge selbst unter Mordverdacht. Stärken des Krimis sind die sympathische Figur des Privatdetektivs, der ganz schön einstecken muss, und die witzigen Dialoge mit seinem Kalfaktor Cetin, einem Deutschtürken. Nicht ohne leichten ironischen Anklang bedient sich Schmid geschickt der Klischees des Detektivromans, wobei das Eigenleben der Figuren aber nicht verloren geht. Die Auflösung ist nicht unerwartet, alle Details fügen sich passgenau ineinander. (Bestellen bei Missing Link)
Maigret und die Keller des 'Majestic'. (Orig.: Les Caves du Majestic ) Zürich: Diogenes Verlag 2003. Kart., S. 190, 6,90 €. Als Prosper Donge, der Chef der Kaffeküche des Majestic - ein eher einfaches Naturel, eines morgens zu spät zum Dienst erscheint, fällt ihm aus einem Garderobenspind im Personalbereich eine tote Frau entgegen. Es ist ein Hotelgast, die Frau des reichen US-Industriellen Clark. Mimi war eine Frau mit Vergangenheit – Barfrau in Cannes – und die große Liebe Prospers. Alle Indizien deuten auf Prosper. Aber Maigret ... Ein Lob dem Diogenes Verlag, der die Maigret-Klassiker wieder aufgelegt hat. Die Keller des Majestic ragt hierbei heraus. Er hat alles, was einen Spitzen-Simenon auszeichnet. Mit wenigen Worten gelingt es Simenon, seinen Leser in die Atmosphäre des Geschehens hineinzuversetzen. Nicht nur das Flair des Pariser Grand Hotels sondern insbesondere das Frankreich der kleinen Leute zeichnet er detailliert nach. Überflüssiges Geplänkel sucht man vergebens, jedes Wort hat seine Bedeutung für die Erzählung. Reduce to the Max und zwar nicht nur mit zwei Sitzen, sondern alles inclusive – perfekt. (Bestellen bei Missing Link)
MitternachtsMosaik Köln: Emons Verlag 2002 Kart., S. 255, 9.00 €. Dora ist Privatdetektivin und 100 Kilogramm schwerer Enfant terrible Kölns Rosa Szene. In volltrunkenem Zustand wird sie von einem Mann, dessen hervorragendes Merkmal ein paar zweifarbige Schuhe sind, beauftragt, einen verschwundenen Hund zu suchen. Der Hund trägt die Nummer eines Schweizer Kontos als Gravur im Ohr. Die Suche nach dem Hund wird zur Suche nach der früheren Prostituierten und Fixerin Lila, und führt Dora aus ihrem geliebten Ehrenfeld zur Marienburger Schickeria. Ein unterhaltsamer und ironischer Krimi, ein besonderer Genuss für alle Köln Fans. MAF Räderscheid ist Malerin, Graphikerin und Mosaiklegerin, Stephan Everling ist Autor, Musiker und Fotograf. Beide Autoren leben in Köln und sind eine Institution der Rosa-Sitzungen. (Bestellen bei Missing Link)
Titel sind über den Buchhandel oder den Versandbuchhändler "meines Vertrauens" (auch Spezialist für Bücher in ausländischer Sprache) erhältlich:
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