– wenigstens über die seiner Konkurrenten in der IT-Branche. Hilfe sucht der Karrieremensch beim weniger bevorteilten Ex-Klassenkameraden Lanhoff, dem er als Fußballmäzen einen Trainerjob verschafft hat. Pech für Lanhoff: Nicht nur, dass er dauernd "Idioten über den Platz hetzen" muss, auch der eingeforderte Freundschaftsdienst nimmt ihn mehr als gewünscht in Anspruch … Kein Pech, sondern echtes Glück ist es, Dieter Paul Rudolphs Erstling "Menschenfreunde" (Shayol, Berlin 2008, 214 Seiten, 12,90 Euro) zu lesen. Jedenfalls wenn man Freude an raffiniertem Plotting, stilsicher platzierter Schnodderigkeit und beißender Gesellschaftskritik hat.
Ähnliches lässt sich über Hannelore Cayres zweiten ins Deutsche übersetzten Roman "Das Meisterstück – Ein Fall für Leibowitz" (Unionsverlag, Zürich 2008, 156 Seiten, 14,90 Euro) sagen. Leibowitz, den wir schon aus Cayres Debüt "Der Lumpenadvokat" (2007) kennen, ist ein prinzipienloser, unzuverlässiger, desillusionierter Anwalt, der als Insider jegliche Achtung vor dem Justizsystem verloren hat. Nichtsdestotrotz, vielleicht aber auch gerade deshalb hilft er den Zukurzgekommenen, den kleinen Ganoven und Außenseitern der Gesellschaft, die sich nie eine angesehene Kanzlei leisten könnten. Dabei stolpert er in eine Affäre, die durch einen lausigen Einbruch in einer Pariser Nobelvilla ausgelöst wird. Die Beute: von den Nazis als "entartet" diffamierte und seit Kriegsende als verschollen geltende Meisterwerke moderner Malerei … Witzig, heiter und nonchalant im Ton, präsentiert die selbst als Strafverteidigerin in Paris arbeitende Autorin ein Frankreich, das von Rassismus, sozialer Ungleichheit und Machtmissbrauch ebenso wie vom Fortwirken des Vichy-Faschismus geprägt ist.
Jenny Silers neuer Thriller "Portugiesische Eröffnung" (Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2008, 276 Seiten, 7,95 Euro) ist eine ernstere Angelegenheit. Hier geht es um Existenzielles, um Verrat und Vertrauen, Krieg und Frieden, Leben und Tod. Für US-Spione und islamische Extremisten, aber auch für Menschen wie Nicole Blake, eine französische Dokumentenfälscherin mit amerikanischem Pass und libanesischer Herkunft. Sie soll für die CIA nach ihrem Ex-Freund suchen, der sich angeblich Terroristen angeschlossen hat. Nicole reist nach Lissabon und gerät in ein mörderisches Komplott, dessen Gründe zum Teil viele Jahre zurückliegen und auf quälende Weise ihre eigene Identität infrage stellen … Silers Geschichte ist plausibel in den historischen Hintergrund eingebunden. Schauplätze und Zeitebenen weiß die Autorin auf souveräne Weise zu wechseln, und die Erzählperspektiven ändern sich mit den jeweiligen Protagonisten. Dass die Erzählfäden dennoch stimmig zusammenfinden und die Spannung nicht leidet, zeigt die Meisterschaft dieser Autorin. Sehr zu empfehlen.
Ein Anlass zur Freude ist Liebhabern klassischer PI-Romane jeder neue Spenser-Krimi von Robert B. Parker. So auch der "Der gute Terrorist – Ein Auftrag für Spenser" (Pendragon, Bielefeld 2008, 204 Seiten, 9,90 Euro), eine schnelle Lektüre, routiniert konstruiert und gespickt mit treffsicheren Dialogen. Außerdem versammelt der Bostoner Detektiv schon aus früheren Romanen bekannte Freunde um sich, und die Beziehung zu Susan Silverman ist harmonischer denn je, was Parker-Kenner besonders goutieren werden. Spensers Fall scheint zunächst Routine zu sein: Ein eifersüchtiger Ehemann – ein FBI-Mann, wie sich später herausstellt – verdächtigt seine attraktive Gattin der Untreue, der Detektiv soll die Beweise liefern, fertig. Die Beweise liefert ein Tonband, das außer dem Liebesgeflüster aber eine Affäre ganz anderer Art enthüllt: Die Ehebrecherin verrät ihrem Galan FBI-Interna, die sie zuvor ihrem Mann entlockt hatte. Kurze Zeit später sind beide Eheleute tot – und der Liebhaber entpuppt sich als Anführer einer staatsfeindlichen Organisation …
Schließen wollen wir mit einem Klassiker, dem schon 1983 erschienenen Thriller "Missionary Stew" von Ross Thomas (1926 – 1995), der gerade unter dem Titel "Teufels Küche" (Alexander, Berlin 2008, 356 Seiten, 12,90 Euro) neu aufgelegt wurde. Nicht nur, weil Thomas' nüchterner Blick in den Augiasstall amerikanischer Politik in Zeiten von Homeland Security und Präsidentschaftswahlkampf in den USA hochaktuell ist. Sondern auch, weil Thomas' Romane einfach eine Klasse für sich sind, inhaltlich wie stilistisch. Worum geht's? Ein Informant hat dem Wahlkampfmanager des kalifornischen Gouverneurs brisantes Material angeboten, das zum Sturz der Washingtoner Administration beitragen könnte. Doch die Gegenseite – wer genau agiert, ist zunächst unklar – lässt den Kontaktmann über die Klinge springen. Die Sache ist offenbar heißer als angenommen, verschiedene Dienste und Behörden sind involviert, es geht um Medien, Drogen, Geld und politischen Einfluss in Washington wie in Mittelamerika … Der Autor weiß, wovon er schreibt, heißt es oft schablonenhaft in Klappentexten. Bei Ross Thomas trifft das aber zu: Als Ghostwriter und Politikberater kannte er das Business nur zu gut.
Dieter Paul Rudolph:
Menschenfreunde
Berlin, Shayol Verlag, 2008
214 Seiten, 12.90 Euro
Hannelore Cayre:
Das Meisterstück.
Ein Fall für Leibowitz
Zürich, Unionsverlag, 2008
156 Seiten, 14.90 Euro
Jenny Siler:
Portugiesische Eröffnung
Frankfurt, S. Fischer Taschenbuch Verlag, 2008
276 Seiten, 7.95 Euro
Robert B. Parker:
Der gute Terrorist
Ein Auftrag für Spenser
Bielefeld, Pendragon Verlag, 2008,
204 Seiten, 9.90 Euro
Ross Thomas:
Teufels Küche
Berlin, Alexander-Verlag, 2008,
356 Seiten, 12.90 Euro
Ulrich Kroegers Krimitipp
Eine Kolumne
Ein Service der Alligatorpapiere
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