… Smith ist mit "Stalins Geist" nicht nur ein trotz aller Komplexität des Handlungskonstrukts hochspannend geratener Thriller gelungen, er zeichnet auch ein ebenso glaubwürdiges wie bedrückendes Bild von Putins Reich.
Wie bei Smith spielt auch in Nick Stones "Voodoo" (Goldmann Taschenbuch, München 2007, 605 Seiten, 9,95 Euro) ein Land die Hauptrolle, nur dass die Verhältnisse hier noch schlimmer sind. Wir sprechen von Haiti, dem Armenhaus der Welt, das jahrzehntelang von Diktatoren der übelsten Sorte beherrscht und ausgeraubt wurde. Das grandiose Debüt des 41-jährigen Briten, 2006 als "Mr. Clarinet" in London erschienen, spielt Mitte der neunziger Jahre, als der Karibikstaat eine Hölle der Gewalt und der Korruption ist. Hierher verschlägt es einen amerikanischen Ex-Cop, der nach einer Knaststrafe wegen Totschlags in den Staaten nicht mehr als Privatdetektiv arbeiten darf. Max Mingus muss noch mal von vorn anfangen, und so willigt er ein, in Haiti nach dem entführten Spross einer reichen weißen Familie zu suchen. Immerhin winken zehn Millionen Dollar Prämie, und falls er den Täter präsentiert, gibt's noch mal fünf Millionen obendrauf. Allerdings ist der kleine Milliardärssohn kein Einzelfall: Schon viele Kinder sind in dem vom Voodookult beherrschten Land verschwunden, und man erzählt sich von einem "Mr. Clarinet", der die Kinder wegzaubern soll. Doch die Wahrheit ist viel schockierender … Ein Roman wie eine Adrenalinspritze und nichts für Zartbesaitete. Aber sehr, sehr gut.
Kommen wir zum Absacker - das ist nicht inhaltlich, sondern eher alkoholisch gemeint. In "Bis nichts mehr geht" (Conte, Saarbrücken 2007, 218 Seiten, 10 Euro) bringt uns Jean Amila (1910 - 1995), Autor der legendären "Série Noire", in ein kleines Dorf der Normandie, in dem selbst die Kinder schon nach Calvados stinken. Die neue Grundschullehrerin findet schnell heraus, dass der gesamte Ort von der Schwarzbrennerei lebt, und nimmt entschlossen den Kampf gegen den Alkohol auf … Amilas kleines Buch ("Jusqu'à plus soif", 1962) wirkt zunächst irgendwie aus der Zeit gefallen, entwickelt dann aber einen immer stärkeren Sog bis zu seinem explosiven Finale: Wo Hochprozentiges gekippt wird und sich Leute ins Abseits gestellt sehen, da liegt Gewalt in der Luft - damals wie heute.
Erik Larson:
Marconis magische Maschine
Frankfurt, Scherz Verlag, 2007
447 Seiten, 19.90 Euro
Martin Cruz Smith:
Stalins Geist
München, C. Bertelsmann Verlag 2007,
368 Seiten, 19.95 Euro
Nick Stone:
Voodoo.
München, Goldmann Verlag, 2007,
605 Seiten, 9.95 Euro
Jean Amila:
Bis nichts mehr geht
München, Conte Verlag, 2007,
218 Seiten , 10.00 Euro.
Ulrich Kroegers Krimitipp
Eine Kolumne
Ein Service der Alligatorpapiere
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