’s etwas spät bemerkt haben. Alex Kavas Erstlingsroman »Das Böse« (Mira, Hamburg 2002, 412 Seiten, 7,95 Euro) basiert auf der realen Geschichte zweier Morde an Kindern, die in den Achtzigerjahren eine kleine Stadt in Nebraska erschütterten. Die Hinrichtung des Mörders John Joubert 13 Jahre später nahm Kava zum Anlass, sich in das Leben des Täters zu vertiefen – unter anderem anhand der autobiografischen Dokumentation »Whoever fights monsters« des FBI-Profilers Robert Ressler. 2000 erschien dann »A Perfect Evil« mit der FBI-Agentin Maggie O’Dell als Hauptfigur, die ebenfalls als Profilerin Serienmörder aufspüren soll. Die Story ist nicht sonderlich originell, bietet aber dennoch gut gemachten, spannenden Lesestoff. Wieder ist ein Serienmörder auf dem elektrischen Stuhl gelandet. Doch vier Monate nach seiner Exekution wird erneut eine Leiche gefunden, und der modus operandi gleicht der Vorgehensweise des Hingerichteten exakt ... Wer Thomas Harris und James Patterson verschlingt, wird auch diesen Roman mögen.
Es ist erst wenige Monate her, dass wir das Auftreten eines veritablen Hard-boiled-Detektivs auf der spanischen Urlaubsinsel Gran Canaria vermelden konnten. Umso mehr freuen wir uns, bereits den zweiten Band (»Tod im April«, Unionsverlag, Zürich 2007, 251 Seiten, 9,90 Euro) der Ricardo-Blanco-Serie in den Händen zu halten. Und wir sind auch keineswegs enttäuscht, dass Blanco im Vergleich mit seinen amerikanischen Vorbildern deutlich an Statur gewonnen hat. Mehr noch: In dem im Original (»Muerte en abril«) 2004 erschienenen Roman ist es José Luis Correa (Jahrgang 1962) noch viel besser gelungen, seinen auf der sozialen Karriereleiter wenig erfolgreichen Schnüffler zum Scout zu machen, der als Icherzähler stellvertretend für den Leser verbotene Terrains und abgeschottete Gesellschaftskreise auskundschaftet und das beliebte Ferienparadies in einem neuen Licht erscheinen lässt. Dabei wäre der Fall selbst durchaus auch anderswo denkbar: Es geht um eine Mordserie an Männern, deren Leichen in Spitzendessous und Strapsen aufgefunden werden. Vieles deutet auf eine Mörderin hin, die ihre Opfer per Kontaktanzeige findet. Eine besondere Herausforderung für einen Detektiv, der neben Jazz, Kino und Krimi nur eine Leidenschaft kennt: Frauen. Und eine Situation, in der Blanco natürlich erneut den Überblick zu verlieren droht. Wunderbar!
Zum Schluss – ganz gegen unsere Gewohnheit, aber manchmal muss man einfach Ausnahmen machen – ein Hardcovertipp. »Feuereifer« (Goldmann, München 2007, 446 Seiten, 19,95 Euro), den jüngsten Roman von Sara Paretsky, Mitbegründerin der Autorinnenvereinigung »Sisters in Crime«, Bush-Kritikerin und vielleicht wichtigste zeitgenössische Krimiautorin Amerikas, möchten wir Ihnen ganz besonders an Herz legen. Denn ihre Serienfigur, die intelligente Chicagoer Privatdetektivin V. I. Warshawski, hat das Herz auf dem rechten Fleck und ist sich dank eines ausgeprägten sozialen Gewissens auch nicht zu schade, benachteiligte Kids im Armenghetto beim Baskettballtraining zu betreuen. Gleichzeitig hat Warshawski aber auch keine Angst vor den Mächtigen der Stadt, die sich in ihren Millionärsvillen oder piekfeinen Vorstandsetagen nicht selten Geschäfte ausdenken, die wenig mit dem Gesetz und noch weniger mit Gerechtigkeit zu tun haben. »Anger is a very bad place to start« (»Zorn ist keine gute Motivation zum Handeln«), sagte Paretsky neulich in einem Interview. »Fire Sale« (2005) ist dennoch wieder ein eminent politisches Buch geworden. Intelligent geplottet und souverän erzählt – eine großartige Lektüre.
Paul Freeman:
Die Legenden von Ophir
Berlin, Pulp Paster 2007,
304 Seiten, 12.80 Euro
Alex Kava:
Das Böse.
Hamburg, dtv
2002,
412 Seiten, 7.95 Euro
José Luis Correa:
Tod im April.
Zürich, Unionsverlag 2006.
251 Seiten, 9.90 Euro
Sara Paretsky:
Feuereifer.
München, Goldmann Verlag 2000.
446 Seiten, 19.95 Euro
Ulrich Kroegers Krimitipp
Eine Kolumne
Ein Service der Alligatorpapiere
im
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