Alan Furst
Verlagsinfo


Die Alligatorpapiere
Alan Furst:Das Reich der Schatten
Alan Furst
Originaltitel: Kingdom of Shadows
Aus dem Englischen von Rudolf Hermstein



Knaus Verlag
ISBN: 3-8135-0202-3
Erscheinungstermin: September 2002


Das Reich der Schatten

Verlagsinformation

Über Alan Furst





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Die Alligatorpapiere.

Der ungarische Aristokrat Nicholas Morath, Kavallerieleutnant a.D., führt ein scheinbar angenehmes Leben in Paris. Er hat eine schöne junge Geliebte, und gelegentlich unternimmt er im Auftrag seines Onkels, des Diplomaten Graf Polanyi, halb offizielle Dienstreisen nach Osteuropa. Als sich 1938 das politische Klima verschärft, werden Moraths Missionen immer gefährlicher: Um den Widerstand gegen die Nazis zu stärken, schmuggelt er gefälschte Pässe und geheime Dokumente über die Grenzen, und er gerät immer mehr zwischen alle Fronten ...


     "Am 10. März 1938 fuhr der Nachtexpress aus Budapest kurz nach vier Uhr morgens im Gare du Nord ein. Am Rhein hatten Unwetter getobt, und die Waggons glänzten regennass. Im Wiener Westbahnhof war ein Ziegelstein gegen das Fenster eines Erster-Klasse-Coupés geschleudert worden und hatte einen eisblumenähnlichen Stern in der Scheibe hinterlassen. Außerdem hatten einige Passagiere Schwierigkeiten mit den Grenzkontrollen gehabt, sodass der Zug schließlich mit Verspätung in Paris ankam.
Nicholas Morath, der mit ungarischem Diplomatenpass reiste, ging mit raschen Schritten den Bahnsteig entlang und strebte zum Taxistand vor dem Bahnhof ..."

Nicholas Morath ist vierundvierzig Jahre alt, ein attraktiver Charmeur mit einer gehörigen Portion Selbstironie. Im Ersten Weltkrieg war er Leutnant der ungarischen Kavallerie. Nun verdient er als Teilhaber einer kleinen Pariser Anzeigenagentur sein Geld. Seine Welt sind die eleganten Pariser Salons, in denen Künstler, Bohemiens und die Liebhaber des Surrealismus am Rande des Abgrunds tanzen - eine Welt, auf die bereits der Schatten des drohenden Krieges fällt.
Moraths Nebenjobs sind gelegentliche Gefälligkeitsdienste für seinen Onkel, den ungarischen Diplomaten Graf Janos Polanyi. Der alte Grandseigneur, dessen Ansichten nicht immer mit den Plänen seiner Regierung übereinstimmen, führt von Paris aus seinen eigenen Kampf gegen die ungarischen Faschisten. Sein kleines Land verlor nach dem Friedensvertrag von 1920 einen erheblichen Teil seines Staatsgebietes, und Hitler verspricht nun, die alten Grenzen wieder herzustellen. Doch Polanyi versucht mit allen Mitteln, eine Allianz zwischen Ungarn und dem Deutschen Reich zu verhindern.
Die Gefahr eines Krieges in Europa wächst, und Polanyis Aufträge werden immer mysteriöser. Seine unsichtbaren diplomatischen Fäden spannen sich längst über den ganzen Kontinent, und er benutzt seinen Neffen, um mal die eine, mal die andere Seite zu unterstützen: Er meint, nur ein Gleichgewicht der feindlichen Kräfte kann den Krieg in Europa noch verhindern.
Morath gerät dabei gefährlich nah an die Zentren der Macht. Einmal muss er für den deutschen Offizier von Schleben ein Liebesnest einrichten, und kurz darauf wird in dem Versteck die Leiche eines Obersten der Wehrmacht gefunden. Ein andermal reist er - erneut für den geheimnisvollen von Schleben, einen Mann mit vielen Interessen, vielen Projekten - nach Ruthenien in der Ukraine. Im Gepäck hat er einen falschen rumänischen Pass, mit dem er einen tschechischen Terroristen nach Paris bringen soll - niemand weiß warum, niemand stellt Fragen. Morath schlägt sich mit seinem Schützling nachts unter dem Gewehrfeuer von Grenzsoldaten durch das bewaldete Niemandsland zwischen der Tschechoslowakei und Ungarn. Bei ihrer Ankunft am Gare du Nord ist der Mann, für den er sein Leben riskiert hat, plötzlich dank- und spurlos verschwunden.

Mit weltmännischer Eleganz bewegt sich Morath in den Kulissen einer im Untergang begriffenen Epoche: illustre Strandcafés von Juan-les-Pins, eine Bar am Rive Gauche, die Privatgärten des Budapester Adels. Seine Aufträge führen ihn bis in tschechische Festungen im Sudetenland, und immer wieder sitzt er in den plüschigen Polstern eines Nachtzuges und lässt sich unter den scharfen Augen der Grenzbeamten nicht anmerken, in welcher Mission er reist. Doch als Hitler schließlich in Prag einmarschiert, wird Moraths Kampf gegen die Gestapo immer verzweifelter, und zuletzt riskiert er hinter den feindlichen Linien sein Leben für ein freies Europa ...

Morath ist ein melancholischer Individualist, kein fanatischer Patriot. Nach außen führt er das Leben eines Genießers, und doch lässt er sich hinreißen zu lebensgefährlichen Abenteuern, als würden höhere Mächte ihn zu dem Versuch zwingen, etwas aufzuhalten, das längst nicht mehr aufzuhalten ist. Dabei ist er nicht unromantisch, er ist nur zutiefst unsentimental. Und diese Mischung macht vielleicht eine der außergewöhnlichsten Qualitäten dieses Buches aus: Voll nostalgischer Schwermut beschwört es den Charme des Fin de Siècle herauf, die Ära der österreichisch-ungarischen Monarchie, die Epoche eines Joseph Roth, die längst dem Untergang geweiht ist. Und zugleich vermittelt der Autor, mitunter fast beiläufig, jedoch mit eindrücklicher Glaubwürdigkeit, das Unheil, das sich über Europa zusammenbraut.

Das "Times Literary Supplement" bezeichnete Furst als den "Spionageautor des denkenden Lesers". Seine Romane vereinen hintergründige Ironie mit größter historischer Präzision und stellen ihn in die Tradition von Autoren wie Graham Greene oder John le Carré.

Pressestimmen

"Dieses unvergessliche Buch ist durchflutet von verführerischer Schwermut und verzweifelter Hoffnung. Als Leser wünscht man sich, es würde niemals zu Ende gehen." Literary Review

"Furst macht all die süchtig, die wissen, dass die beste Geschichtsschreibung zugleich aus Dramen und Liebesgeschichten besteht." The Times

"Äußerst verwunderlich, dass noch nicht jeder den Namen Alan Furst kennt. Doch mit �Reich der Schatten`, dem jüngsten seiner eleganten und amüsanten Spionageromane, wird er den großen Durchbruch schaffen." New York Times

"Furst wird gerühmt für die Eleganz, mit der er die Grenzen seines Genres überschreitet. Er schreibt wie Eric Ambler." Guardian Saturday Review

Mit freundlicher Genehmigung des Knaus Verlages

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