Leseprobe "Reich der Schatten"
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von Genie Chipps Henderson (deutsch 2001)
Reinhard Jahn/Alan Furst (deutsch 1985)
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"Dringend möchte ich auf Alan Furst hinweisen, der ganz vorzüglich ist." Ross Thomas
Es scheint erstaunlich, daß Alan Furst, ein Autor dem man in den Vereinigten Staaten lange Zeit mit dem Stempel "europäischster amerikanischer Kriminalschriftsteller" versehen hatte, erst spät wieder in Deutschland publiziert wird. Wie so oft hat das aber weniger mit der Qualität des Autors als mit der Publikationspraxis im Verlagsgeschäft zu tun...
Der Knaus Verlag rettete die Ehre des deutschen Buchmarktes und brachte im Herbst 2002 "Das Reich der Schatten" heraus, Fursts damals neuesten, hochgelobten und erfolgreichsten Titel.
Inzwischen hat der Blessing Verlag übernommen und mit "Die Nacht der Sirenen" und "Die Stunde des Wolfs" (August 2005) die Arbeit auf sich genommen, diesen in Deutschland dem Leser erstaunlicherweise nur schwer vermittelbaren Autor bekannt zu machen. Bei den Kritikern ist das schon lange nicht mehr der Fall und so bleibt zu hoffen, daß der neue Furst-Titel "Die Stunde des Wolfs" den Sprung in die Krimibestenliste "Krimiwelt" schafft, die glücklicherweise für verstärktes Interesse bei Lesern und Buchhandel sorgen kann.
Alan Furst wurde 1977 für sein Buch "Your Day in the Barrell" für den "Edgar" in der Sparte "Bestes erstes Buch" nominiert und genau 25 Jahre später nominierte man ihn für den "Hammett-Award 2002", für das Buch "Kingdom of Shadows".
In diesen 25 Jahren hat sich Alan Furst von einem jungen Schriftsteller, der abenteuerliche Plots zu rasanten Geschichten zusammenbaute, die dem Genremuster zwar entsprachen, aber auch versuchten "ein wenig neben der Spur" zu sein, zu einem Autor entwickelt, der einer Obsession folgt, der seinen Stil und sein Thema gefunden hat: Europa und immer wieder Paris als Zentrum in den beängstigenden Jahren 1930 und 1940er Jahren, in denen Völker getrieben und geschlagen wurden, Schachfiguren in den Strategiespielen der politischen Blöcke, Allianzen und Mächte.
Furst begann mit zwanzig zu schreiben, erzählt er in einem Interview, "Ich wollte schreiben, aber ich hatte eigentlich nichts, worüber ich schreiben konnte." und so shrieb er in dieser Zeit Unterhaltungsliteratur, hauptsächlich Kriminalromane, die auch übersetzt wurden, aber nicht besonders liefen. Er galt als Talent unter vielen, aber er wurde nicht glücklich mit den Stoffen und dem Verkauf seiner Romane. Er arbeitete als Taxifahrer, Erntehelfer, Fabrikarbeiter und freier Werbetexter und schließlich, nach einem einjährigen Aufenthalt in Südfrankreich, das durch ein Fulbrightstipendium ermöglicht wurde, als freier Mitarbeiter für "Esquire" und andere Magazine.
1983 schlug er "Esquire" einen Reisebericht über einen Osteuropa-Trip mit dem Boot auf der Donau in der eisigsten Phase des "Kalten Krieges" vor. "Esquire" zögerte, Reagan hatte die Sowjetunion gerade als "Reich des Bösen" beschimpft, willigte aber schließlich doch ein und niemand ahnte, daß sich Fursts Leben und Schreiben dadurch entscheidend ändern würde.
Er erreichte Moskau genau an dem Tag, als russische Abfangjäger ein koreanisches Verkehrsflugzeug abschossen. Noch nie war er mit einem totalitären Regime konfrontiert worden und dieses Erlebnis war ein Schock. "Überall war Polizei," erzählt er, "die Menschen sahen besorgt zum Himmel und erwarteten amerikanische Raketen und sie waren entsetzt über ihre Regierung."
Doch die Atmosphäre der Angst war es nicht allein, die Alan Furst bis ins Mark erschütterte. Er sah in die Gesichter der Menschen und erlebte so etwas wie eine Wiedergeburt: er sah aus wie sie, er fühlte wie sie, er wußte, was sie dachten und es war, als wäre er auf eine seltsame Art und Weise nach Hause zurückgekehrt. Seine Vorfahren waren aus Russland und Lettland emigriert, sein Urgroßvater war als Jude 20 Jahre zum Dienst in der Sowjetarmee zwangsverpflichtet worden und nun schien es, als hätte Furst endlich die unbekannte Seite seiner Existenz entdeckt. Mit diesem Gefühl und dieser Erkenntnis reiste er von Moskau weiter zur Krim und über das Schwarze Meer ins Donaudelta, nach Rumänien und Bulgarien und er ahnte, daß sich sein Schreiben in völlig anderen Bahnen als vor dieser Reise bewegen würde...
Er schrieb weiterhin Artikel für "Esquire" und er schrieb für sich, mit neuen Impulsen und endlich mit den Themen, die ihn zu einem großen Schriftsteller werden lassen sollten. Fünf Jahre nach dieser Reise erschien "Night Soldier" ein Koloss von 500 Seiten, das erste von bisher sechs historischen Spionageromanen, die im Europa der 30er Jahre und in den Zeiten des Zweiten Weltkrieges spielen.
Doch das zähe Dasein im Schatten der Popularität war noch nicht zu Ende. Seine Themen, sein Stil machten ihn in den USA nicht zum Bestsellerautor, gerühmt wurde er in Großbritannien, Leser und Kritik waren begeistert. Erst mit "Kingdom of Shadows" gelang ihm auch der Durchbruch in den USA.
In Deutschland wurden seine ersten drei Krimis in Ullsteins gelber Krimireihe veröffentlicht, mit "Night Soldiers" (Soldaten der Nacht) gelang es dem Ullstein Verlag unfreiwillig, den Autor für lange Zeit für deutsche Verlage zu beerdigen. Der Versuch, Furst als Hardcover-Autor zu etablieren, geriet zu einem Debakel, und Furst Name verschwand über ein Jahrzehnt vom deutschen Buchmarkt.
Allerdings war das mutige Unternehmen des Verlages äußerst gewagt. "Night Soldiers" ist ein durchaus lesenswertes Buch, das aber an seiner Faktenfülle leidet. Bis ins Detail breitet Furst seine Rechercheergebniss aus, eine Akribie der Kleinigkeiten und des Zuviel, die es dem Leser schwer machen, den Gang der Handlung nachzuvollziehen.
Doch neben all dem Faktenwirrwarr gelingt es Furst auf beeindruckende Weise, das Spiel der Mächte in Bilder zu gießen und eine Welt der Bedrohung und der Gefahr auferstehen zu lassen. Wahrscheinlich war die Zeit auch noch nicht reif für Fursts spezielle Art der Spionageliteratur und es ist zu hoffen, daß Furst im Sog der Bücher eines Joseph Kanon (der übrigens als Lektor einige Bücher Fursts betreute) endlich auch in Deutschland das Publikum findet, das er verdient.
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Alan Furst Biographie
Alan Furst ist 1941 in New York geboren. Er lebte von 1987 bis 1993 in Paris, heute auf Long Island. Als Journalist schrieb er für den "Esquire" und die "International Herald Tribune".
Alan Furst Bibliographie
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Your day in the barrel
New York: Atheneum, 1976.
180 p.
Nominiert für den "Edgar",
Sparte First Novel |
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The Paris drop
1st ed.
Garden City, N.Y.: Doubleday, 1980.
227 p.
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Die Paris-Falle.
Frankfurt/Berlin: Ullstein 1984
TB 10271 Ullstein Krimi 224 S.
(Privatdetektiv Roger Levin)
Übersetzung: Michael Windgassen
Lektorat: Martin Compart
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The Caribbean account
New York : Delacorte Press, c1981.
342 p. |
Tödliche Karibik.
Frankfurt/Berlin: Ullstein 1984
(TB 10250 Ullstein Krimi. 272 S.)
(Privatdetektiv Roger Levin)
Übersetzung: Michael K. Georgi
Herausgeber: Martin Compart
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Shadow trade
New York : Delacorte Press, c1983.
280 p. |
Geschäfte im Schatten.
Frankfurt/Berlin: Ullstein 1984
(TB 10267 Ullstein Krimi. 224 S)
Übersetzung: Bernd W. Holzrichter
Lektorat: Martin Compart |
Night soldiers.
Boston : Houghton Mifflin, 1988.
437 p. :
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Soldaten der Nacht.
Frankfurt/Berlin: Ullstein 1989
Übersetzung: Jürgen Behrens |
Dark star.
Boston : Houghton Mifflin, 1991.
417 p.
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The Polish officer
1st ed.
New York : Random House, c1995.
325 p. |
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The world at night
1st ed.
New York : Random House, c1996.
257 p.
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Red gold.
1st ed.
New York : Random House, c1999.
258 p. : ill. ; 25 cm. |
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Kingdom of Shadows.
1 st. Ed.
New York : Random House, c2001 |
Das Reich der Schatten.
München: Knaus September 2002
Übersetzung: Rudolf Hermstein |
Blood of victory.
1st ed.
New York : Random House, 2002
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Die Nacht der Sirenen
München: Blessing 2004
Übersetzung: Rudolf Hermstein
Gebundenes Buch, 320 Seiten
ISBN: 3-89667-230-4
€ 20,00 [D]
Special beim Verlag
Die Nacht der Sirenen
München: Heyne 2005
Übersetzung: Rudolf Hermstein
Taschenbuch, 320 Seiten
ISBN: 3-453-43120-0
€ 7,95 [D]
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Dark Voyage.
1st ed.
New York : Random House, August 2004
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Die Stunde des Wolfs
München: Blessing 2005
Übersetzung: Anke und Eberhard Kreutzer
Info und Leseprobe beim Verlag |
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