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Tagesgeschäft: Politik + Korruption = Mord
Harry Luck hat das Lächeln einer leider nur kurzfristig höchst populären schönen bayrischen Landrätin und den Medienrummel um ihre Latex-Handschuhe in elegantem Schwung aufgefangen, die Energie und den Moment genutzt um auf dem pikanten schlagzeilenträchtigen Boden einen soliden Kriminalroman zu bauen. Natürlich wissen wir alle, wessen fotogene Erscheinung für den brisanten Krimi-Stoff die Vorlage war, doch ist Harry Luck - ein alter Fahrensmann des politischen Journalismus, der Bayern und die Vorgänge hinter den Kulissen nur zu genau kennt - vornehm genug, Grenzen zu achten und der sympathischen Patin seines jüngsten München-Krimis nicht zu nahe zu treten.
"Das Lächeln der Landrätin" ist Lucks fünfter Roman mit dem eingespielten Ermittlerteam um den Münchner Hauptkommissar Jürgen Sonne, seinen Chef und Freund KD Horst Steinmayr und den gewitzten ATZ-Reporter Frank Litzka, dem sein Namenskürzel den Spitznamen "Flitzer" eingebracht hat. Es ist Wahlkampf in Bayern, und viel hängt für den Finanzminister und designierten Regierungschef Franz Däxl davon ab, in welches (schlechte) Licht sein intriganter Bürochef, Ministerialdirigent Robert Kirchgessner die politischen Gegner rücken kann - besonders die schöne Landrätin Pia Blum mit pikanter Vergangenheit, die Däxl als Opponentin arg zusetzt. Als Kirchgessner im Büro tot aufgefunden wird, verlangt die Brisanz der Situation trotz fehlender Anhaltspunkte für Fremdverschulden das Einschalten der Polizei - Jürgen Sonnes Mordkommission hat Dienst und bald ist klar: hier hatte ein Giftmörder die Hand im Spiel.
Es war offenbar nicht die erste und bleibt nicht die letzte Leiche in dem geschickt aus politischen, wirtschaftlichen und kriminellen Fäden geflochtenen Erzähl-Strang (wie im richtigen Leben kaum noch zu entwirren), denn auch der angebliche Suizid einer jungen Prostituierten und der scheinbare Unfalltod des ATZ- Chefredakteurs Wolfgang Lohmann führen auf die gleiche Spur. "Politik + Korruption = Tagesgeschäft" ist die Gleichung, die wohl bedauerlicherweise überall aufgeht. Harry Luck webt in diesem raffinierten Verwirrspiel mit leichter Hand ein dichtes Netz, mit dem er brillant gezeichnete schillernde Charaktere wie die ATZ-Kulturchefin Stella Schulze-Wagenknecht, Verdächtige und Zeugen, halbseidene Randfiguren und knallharte Verbrecher aus der trüben Politbrühe fischt. Die stellt er auf ein kriminalistisches Schachbrett, auf dem Königinnen Bauernopfer fordern, Könige geschlagen werden und seine polizeilichen und journalistischen Ermittler wie Türme und Springer Mörder, Menschenhändler und ihre Handlanger bis zum Schachmatt in die Enge treiben. In der ihm eigenen Gradlinigkeit legt Luck dabei keine falschen Fährten um des Rätsels willen, sondern läßt da Verdacht entstehen, wo seine Ermittler auf neue Fakten stoßen. Gerade das macht den Reiz seiner Plots aus, die Polizei-Roman und Detective-Story in angenehmer Weise verbinden.
Harry Luck entwickelt die Biographien der aus "Der Isarbulle", "Wiesn-Feuer", "Schwarzgeld" und "Absolution" bekannten Figuren glaubhaft weiter, läßt Flitzer mit seiner Tanja in einen neuen Abschnitt ihrer Beziehung eintreten und gibt Jürgen Sonne die Chance eines Neuanfangs mit Ulrike Gellner (Ich möchte wetten, das haben seine Leser nachdrücklich verlangt!).
Gleichzeitig führt Luck geschickt neue Protagonisten ein, von denen man in hoffentlich weiteren Romanen aus seiner Feder mehr erfahren möchte. "Das Lächeln der Landrätin" ist ein hervorragender Kriminalroman, spannend aufgebaut, solide und durchaus mutig recherchiert, in einem Rutsch mit Vergnügen zu lesen - vielleicht sogar der bisher beste aus Harry Lucks Münchner Serie. Und die Landrätin? Bekommt mit ihrem Autor beste Sympathienoten.
© by Frank Becker, Wuppertal
Harry Luck:
Das Lächeln der Landrätin
Kriminalroman
Hillesheim: KBV Verlag 2008
Paperback, 236 Seiten, 9,50 EUR.
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Der Autor:
Harry Luck
...arbeitete nach seiner Ausbildung zum Redakteur als freier Journalist für Zeitungen und Hörfunk. In München studierte er Politikwissenschaften. Er war Nachichtenredakteur beim Bayerischen Rundfunk, anschließend Münchner Korrespondent für die Nachrichtenagentur AP. Von 1999 bis 2004 leitete er das Münchner Landesbüro der Nachrichtenagentur ddp. Nach einer kurzen Zwischenstation als Politikchef bei der Münchner "Abendzeitung" arbeitete er von 2005 bis 2006 als Chef vom Dienst in der Berliner ddp-Zentralredaktion und wechselte dann zu FOCUS online.
www.harryluck.de
Der Rezensent:
Frank Becker, *1947 in Berlin, studierte Germanistik und Philosophie. Er ist freier Journalist mit Schwerpunkt Feuilleton und ständiger Mitarbeiter des Remscheider General Anzeiger, der Westdeutschen Zeitung, des Online Musik Magazins und einiger Programm-Zeitschriften.
2006 gründete er Musenblätter. Das unabhängige Internet-Magazin für Kultur und Reise
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