Krimi-Report 16
Rezensionen


Die Alligatorpapiere

Simenon Jahrbuch 2003

vorgestellt von Thomas Przybilka

Der Rezensent:
Thomas Przybilka verdient seinen Lebensunterhalt als Buchhändler. Er ist langjähriges Mitglied der "Autorengruppe Deutschsprachige Kriminalliteratur Das Syndikat". 1989 baute er das international bekannte "Bonner Krimi Archiv (Sekundärliteratur)" [BOKAS] auf. Bei den Alligatorpapieren veröffentlicht er regelmäßig seine "Krimi-Tipps zur Sekundärliteratur zum Krimi." Zahlreiche Publikationen zur Kriminalliteratur in Fachanthologien und -magazinen im In- und Ausland. Kriminalgeschichten in Deutschland, Bulgarien und Spanien. Letze Buchveröffentlichung:
Siggi Baumeister oder: Eine Verfolgung quer durch die Eifel. Die Eifelkrimis des Jacques Berndorf.
84 S., 2001; EUR 10,50
NordPark Verlag

Jahrbücher literarischer Vereinigungen und Gesellschaften sind immer willkommen. Jahrbücher zur Kriminalliteratur sind um so herzlicher willkommen, sind diese Jahrbücher doch äußerst dünn gesät. Der Vorzug von Jahrbüchern liegt in der Fülle der Informationen zum Thema, die sonst nur verstreut in diversen Publikationen zu finden sind. Dankenswert ist es, wenn solche Jahrbücher auch der interessierten Öffentlichkeit und nicht nur den Mitgliedern der herausgebenden Vereinigung zugänglich sind. All diese Punkte treffen auf das "Simenon Jahrbuch 2003" zu.

Nach einer langen Zeit der Ankündigung hat nun endlich die (deutsche) Georges-Simenon-Gesellschaft ihr erstes Jahrbuch vorgelegt. Diese Gesellschaft hat sich im Herbst 2002 gegründet (die Satzung vom 21.9.2002 ist im Jahrbuch nachzulesen). Die Gründungsmitglieder kommen aus den unterschiedlichsten Berufen - Software-Spezialisten, Pädagogen, Ärzte oder Journalisten. Ihnen allen gemein ist die Liebe und intensive Beschäftigung mit den Kriminalromanen und den sogenannten Non-Maigret-Romanen des berühmten belgischen Kriminalschriftstellers.

In dieser ersten Ausgabe des Simenon Jahrbuches werden Themen behandelt, wie "Berichte über die Simenon-Gesellschaft", eine Frühjahrs-Exkursion nach Lüttich, eine Presseschau zum 100. Geburtstag des Autors. Selbstverständlich durfte in dieser ersten Ausgabe auch ein Interview mit dem Verleger des deutschsprachigen Simenon-Gesamtwerkes, Daniel Keel vom Diogenes Verlag nicht fehlen. Neben weiteren Artikeln wird unter der Kapitelüberschrift "Gedeckter Tisch" auf die Simenon-Ausgaben des Jahres 2003 mit Kurzrezensionen hingewiesen.

Der wichtigste und auch umfangreichste Beitrag dieses ersten Jahrbuches besteht in einer ausführlichen "Bibligraphie deutschsprachiger Ausgaben", erarbeitet von Oliver Hahn. Allein dieser große Abschnitt dürfte die erste Ausgabe des Jahrbuches für jeden Simenon-Sammler, -Leser und -Fan zu einer kleinen Bibel machen. Sinnvoll gegliedert in die Unterkapitel "Maigret-Romane und -Erzählungen", Ausgewählte Bänder mit Maigret-Erzählungen", "Romane und Erzählungen (Non-Maigrets), "Reportagen", "Autobiograpische Schriften und Zeugnisse" und, natürlich, ein "Index", wird alles aufgelistet, was jemals im deutschen Sprachraum an Publikationen von Maigret erschienen ist. Die Auflistung innerhalb der einzelnen Kapitel erfolgt alphabetisch nach Titeln, hier dann wieder chronologisch nach Erscheinungsjahren. Der Rezensent, selbst Bibliograph im Bereich der Kriminalliteratur, weiß von der immensen Arbeit, solch eine Bibliographie zu erstellen und schätzt daher diese Bibliographie resp. dieses erste Jahrbuch aufs Höchste.

Gespannt darf man auf das zweite Jahrbuch sein, in der Hoffnung, dort dann nicht nur eine Weiterführung der Primärbibliographie zu finden, sondern auch den Beginn einer Bibliographie der Sekundärliteratur zum Werk von Georges Simenon. Ein Unterfangen, das gewaltig (schaut der Rezensent auf seine Sammlung diverser deutscher und internationaler Texte zu Simenon) und zeitaufwendig sein wird, aber dennoch von äußerster Wichtigkeit für all diejenigen, die sich wissenschaftlich mit dem Phänomen Simenon auseinandersetzen wollen und und zukünftig auseinandersetzen werden.

Der Verdienst, dieses Jahrbuch publiziert zu haben, gebührt dem Wehrhahn Verlag. Der Rezensent sagt Bravo und wünscht Durchhaltevermögen.
Die "Georges-Simenon-Gesellschaft" ist im Internet unter www.simenon-gesellschaft.de zu finden, oder e-mail-Kontakt unter [email protected].
� Thomas Przybilka (März 2004)

Georges-Simenon-Gesellschaft e.V. (Hrsg.) / Oliver Hahn (Redaktion):
Simenon-Jahrbuch 2003.
Laatzen: Wehrhahn Verlag, 2004
144 Seiten, s/w Fotos und Abbildungen, Tafeln. 15,00 Euro
ISBN 3-86525-101-3
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