Krimi-Report No. 27 Krimi-Report

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Harry Luck

»Absolution«
vorgestellt von Frank Becker


Schatten der Vergangenheit...



luck-absolution.jpg Mit seinem dritten Kriminalroman um den Münchner Mordermittler Jürgen Sonne begibt sich Harry Luck gleich auf mehrere neue und heikle Parkette. Gemeinsam mit Kollegin Renate Blombach muß der von schönen Frauen nachgerade verfolgte Sonnyboy quasi auf geweihtem und auf schlüpfrigem Boden ermitteln, denn das Opfer der ruchlosen Mordtat ist der Münchner Erzbischof Johannes Kardinal Bauer, der nicht geringe Chancen hat, beim Konklave nach dem Tod Papst Hadrians IX. zum nächsten Stellvertreter Gottes auf Erden zu gewählt zu werden.

Doch nicht nur eine hektisch betriebene Papstwahl mit ihren innervatikanischen Intrigen und Ränken steht im Raum, auch eine Bundestagswahl und somit die Wahl eines neuen Bundeskanzlers steht an. Der SPD-Kanzlerkandidat Julius Scharfenstein ringt mit fallenden Popularitätszahlen und einem Skandal, der ihm durch Paparazzi-Fotos die Affäre mit der Gattin eines CDU-Politikers als Knüppel zwischen die Beine wirft. Einen positiven Schub verspricht er sich auf Anraten seines Pressechef Sandro Ohl von einem Händedruck mit Kardinal Bauer. Doch der hat kurz zuvor sein Leben unter einem Schlag mit der antiken Padelski-Skulptur des Hl. Josef ausgehaucht.

Wir sehen, Harry Luck hat die ganz große weltliche und klerikale Politik aufs Korn genommen, wobei er Fäden aus allen Richtungen verknüpft, die 1970 mit einer Beichte in Ost-Berlin beginnen und schließlich mitunter etwas herbeigeholt wirken. Verdächtige zaubert er in Hülle und Fülle aus dem Hut, hätten doch etliche Beteiligte unter Umständen persönliche oder politische Gründe gehabt, den Papst-Anwärter um die Ecke zu bringen. Die Typen, die Luck dabei zeichnet, gefallen wie stets in seinen Romanen. Er läßt einerseits seine zentralen Figuren wie Sonne und Blombach, den Journalisten und alten Freund Sonnes Frank Litzka und Sonnes früheren Kollegen und jetzt Chef Horst Steinmayr, der den Sprung in die Führungsetage geschafft hat, ihre Züge weiter verfestigen und führt zum anderen neue, interessant gezeichnete Figuren ein. Ob das Sandro Ohl ist, die ein wenig verkniffene Kollegin Ingrid Hechler, der Journalist Bodo Rauch, der homosexuelle Sekretär des Kardinals, Manfred Heuser oder der geheimnisvolle Abgesandte des Vatikan, der den Ermittlern Kopfzerbrechen bereitet.

War es Rache, Angst, politisches Kalkül, Raub oder gab es ganz andere Gründe für den Mord? Bis Motiv, Tatverlauf und Täter feststehen, führt Harry Luck seine Leser mehrfach kunstvoll an der Nase herum. Briefe und Heilige spielen eine nicht unerhebliche Rolle dabei. Das ist nicht immer ganz schlüssig und wie oben gesagt mitunter etwas sehr konstruiert, doch durchweg unterhaltend und eigentlich Stoff für mehrere Krimis. Daß die Lösung schließlich einfacher ist, als sie scheint, versöhnt mit den Konstrukten. Den knackigen Rang der Vorgänger "Isarbulle" und "Wiesn-Feuer" erreicht "Absolution" nicht ganz, dennoch erteilen wir diese dem gut erzählten und unterhaltsamen Roman gerne.


© by Frank Becker, Wuppertal




Harry Luck:
Absolution
Kriminalroman
luck-absolution
Hillesheim: KBV Verlag 2007
Taschenbuch, 288 Seiten, 9.50 EUR.


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Der Autor:
Harry Luck wurde 1972 in Remscheid geboren, wo er beim Remscheider General-Anzeiger das journalistische Handwerk lernte. In München studierte er Politikwissenschaften und arbeitete als Journalist für Zeitungen, Hörfunk und Nachrichtenagenturen. Seit 2006 arbeitet er in der Nachrichtenredaktion von FOCUS Online, wo er auch die wöchentliche Krimikolumne betreut. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher aus dem Bereich Humor/Satire, bevor er 2003 mit "Der Isarbulle" als Krimiautor debütierte. 2004 erschien sein viel beachteter bayerischer Politkrimi "Schwarzgeld", 2005 der Oktoberfestkrimi "Wiesn-Feuer". Luck ist Mitglied der Krimiautorenvereinigung "Das Syndikat".

Der Rezensent:
Frank Becker, *1947 in Berlin, studierte Germanistik und Philosophie. Er ist freier Journalist mit Schwerpunkt Feuilleton und ständiger Mitarbeiter des Remscheider General Anzeiger, der Westdeutschen Zeitung, des Magazins Bergische Blätter, des Online Musik Magazin und einiger Programm-Zeitschriften.
2006 gründete er Musenblätter. Das unabhängige Internet-Magazin für Kultur und Reise


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