Jubiläums-KrimiKurier: No.25 Frühling 2008 Liebe Leser, Bekannte und Freunde, mit der neusten Ausgabe des KrimiKuriers zum 25. Jubiläum haben Sie das einzigartige Vergnügen zu lesen, was Krimiautoren, Herausgeber und Kritiker über - natürlich - Krimis, eigene und fremde, Hintergründe und Tatsachen schreiben. Es sind insbesondere diese "Schwarzkleckser" um mit dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. zu sprechen, die die Arbeit am KrimiKurier inspiriert, motiviert und vergnüglich gemacht haben. Ihnen allen meinen Dank. Viel Spaß beim Lesen wünscht Gisela Lehmer-Kerkloh
Ein Blick auf "Die Befragungen", den Fragebogen für deutsche und internationale Krimiautoren lohnt immer: www.alligatorpapiere.de/befragungindex.html.
Martin Cruz Smith: Stalins Geist. Ein Arkadi-Renko-Roman. Aus dem Russischen von Rainer Schmidt. München: C. Bertelsmann Verlag, 2007. 365 Seiten. 19,95 €. Nie war Russlands Politik so undurchschaubar wie heute. Zu Sowjetzeiten meinte man noch zu wissen, wie die Fronten verliefen, wer Freund und wer Feind ist. In Putins Reich verschwimmen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht von Tag zu Tag. Der starre Kommunismus ist längst einem flexiblen Kapitalismus gewichen. Aus ehemaligen Freunden sind neue Feinde, aus ehemaligen Feinden neue Freunde geworden. Nur einer ist sich treu geblieben: Kommissar Arkadi Renko. Der "Wahrheitssucher" mit "blasser Haut und dunklem Haar und der Ruhe des professionellen Beobachters". Russland-Experte Martin Cruz Smith schickt ihn nunmehr zum sechsten Mal ins Rennen. Diesmal gegen skrupellose Kriegsveteranen und vermeintliche wie tatsächliche Stalin-Jünger. Obgleich man seit "Gorki Park" den melancholischen Charakter seines Helden und die düstere Atmosphäre Moskaus zu kennen meint, wird man seiner Romane nicht müde. Einfach weil Smith ein untrügliches Gespür für die Schattenseiten der Macht, die Ängste und Hoffnungen seiner Protagonisten besitzt. So blicken wir in die Seele eines verbitterten Großschachmeisters und Altkommunisten, folgen Renkos hochbegabtem, aber verwildertem Adoptivsohn Schenja in Moskaus schäbigste Gassen und beobachten die ängstlichen Staatsanwälte bei ihrer täglichen Vertuschungsarbeit. Vor allem aber blicken wir hinter die angeblich so ruhmreiche Fassade russischer Eliteeinheiten, die im Tschetschenien-Krieg nicht nur Terroristen bekämpft haben. Dass der sture und sensible Kriminalist die Mächtigsten der Mächtigen herausfordert und dem Tod nur knapp von der Schippe springt, kitzelt die Nerven ebenso wie der überraschende, aber keineswegs überzeichnete Showdown. Wer spannend und fundiert über Russlands Missstände aufgeklärt werden möchte, der folge alsbald den Spuren von "Stalins Geist". Mehr über Jörg von Bilavsky unter www.blockfrei.net (Bestellen bei Missing Link)
John Harvey: Schrei nicht so laut. München: dtv 2007, Kart., S. 442, 8,95 € Der pensionierte Kripobeamte Frank Elder lebt in selbstgewählter Einsamkeit in Cornwall. Er hofft, dort seine Traumata verdrängen zu können, die ihn nachts als Albträume plagen. Da reißt ihn eine Nachricht aus seinem Rentnertrott: Shane Donald, einst jugendlicher Komplize eines Frauenmörders, ist nach langer Haftstrafe wieder auf freiem Fuß. Elder macht sich auf, einen Fall zu klären, der den beiden nie nachgewiesen werden konnte. Der englische Autor John Harvey lässt sich Zeit, die Geschichte zu entwickeln. Seine Sprache kommt kurz und bündig auf den Punkt, gerade deshalb kann Harvey es sich leisten auszuholen. Sorgfältig werden die Figuren gezeichnet, an keiner Stelle aber moralisiert oder psychologisiert der Autor. Dieser Verzicht auf Sentimentalität und Kitsch hebt das Buch wohltuend von üblicher Bestsellerware ab. Elder begegnet Menschen, die gebrochen sind wie er. Das ist Harveys Thema: Wie Menschen sich gegenseitig verletzen, weil sie nicht anders können. Und auch, nachdem der Fall in einem atemberaubende Finale gelöst wird, ist die Welt nicht heil. Die Albträume bleiben. Mehr über Horst Eckert unter www.horst.eckert.de (Bestellen bei Missing Link)
Casino Royale. München: Heyne 2006. Kart., S. 224, 6,95 €. Eine hübsche Geschichte, die vor allem jungen Autor-inn-en Mut machen dürfte, ist die des 2006 mit Daniel Craig in der Hauptrolle in die Kinos zurückgekehrten ersten James Bond "Casino Royale". Ian Fleming war 45 Jahre alt, als er seinen Erstling verfaßte, und er blieb noch bis zum dritten Agentenroman relativ erfolglos. Sein Held floppte auch im Fernsehen. Fünfzig Jahre später spült Flemings Roman weltweit eine halbe Milliarde Dollar in die Kinokassen, obwohl die Story trotz high-tech-Pimp nicht zu aktualisieren war und die Anschlüsse an die bisherige Reihe wegen des Zeitrücksprungs kaum gelang. Casino Royale ist möglicherweise der psychologisch durchdachteste von Flemings Romanen. Die Helden und Antihelden sind in seinem Debut noch menschlich. Erst später glaubte Fleming durch Eskalation der Schurkerei von Roman zu Roman zulegen zu müssen, doch liegt gerade in den menschlichen Schwächen der Gegner ein grandioser Plot begründet. Le Chiffre, gefürchteter Gegenagent, wird für den Service anfällig, als er dem sowjetischen Geheimdienst eine immense Summe schuldet. Normalerweise für den Mann mit dem bezeichnenden Namen kein Problem, da Le Ciffre als glänzender Spieler den Betrag im Casino gewinnen und dann zurück zahlen kann, wenn er nicht bei seinem Coup von einem besseren Spieler daran gehindert wird. Gleich zwei Schwierigkeiten begegnen Bond. Er muß den schwierigen Gegner im bretonischen Casino zu einem riskanten Spiel verleiten, ohne dabei jedoch selbst enttarnt zu werden. Das ganze entwickelt seinen besonderen Thrill, als ihm vom französischen MI6 Vesper Lynd zur Seite gestellt wird, mit der Bond seine nicht abreißen wollende Serie von Amouren beginnt. Hier allerdings intim im wahrsten Sinne des Wortes, denn James zeigt echte Gefühle, die auch bald schon bitter enttäuscht werden. Der Plan des Secret Service wird von Anfang an hintertrieben. Bond schafft es nicht, seinen Gegner gefügig zu machen, er gerät selbst in dessen Fänge. Umstritten auch im Kino die zentrale Folterungsszene, die so gar nicht in die stäubchenfrei Krawatte tragende smartblasierte Bond, James Bond'sche Überlegenheit der Connery- und Moore-Ära passen will. Der Sprung vom Durchschnitts-Doppelnull-Agenten zum lizensierten Superhelden ist jedoch bereits bei Fleming selbst so angelegt. Schon ab dem Moonraker mutiert der anfangs facettenreiche Bürospion - man wächst mit seinen Aufgaben - zum Jetset-Abziehbild des Superheroes im Spannungsfeld der globalen Gut- und Böse-Ordnung der Weltanschauungen. Selten sind es die beiden Supermächte selbst, die Fleming zu Kontrahenden in der Sache macht - mit den einstigen Kriegsalliierten dürfte Fleming noch als verbündeter sprachenkundiger Marineagent direkt kooperiert haben - es sind die größenwahnsinnigen Gauner, die in diesem Spannungsfeld ihr Süppchen kochen und die Supermächte gegeneinander ausspielen. Und es ist die stets charmante Effizienz des britischen Service, die am Ende mit etwas Hilfe von Felix Leiter und diversen treuen Geheimdienstlerinnen die Welt zu retten hat. Den Höhepunkt in der Überzeichnung des Helden James wird Fleming im "Spion der mich liebte" erreicht haben. Dort wechselt er die Perspektive und beobachtet seinen Agenten aus der Sicht von Vivienne Michel bei einer Aufräumaktion in einer abgelegenen Tankstelle. Die junge Dame kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus und kaum ins Bett mit ihrem Helden, der nur auf der Durchreise ist. Der Titel ist alles, was von diesem Roman auf die Leinwand gelangte. Fleming ist längst zum Bestseller geworden. Im gleichen Jahr (1962, The Spy who loved me) erschien der erste Kinohit "James Bond jagt Dr. No" und Bond wurde endgültig zur "popkulturellen Ikone". Es ist vielleicht kein Wunder, daß Flemings erster solider Agentenroman Bond nach einigen Jahren der Abwesenheit zurück auf die Leinwand bringen sollte. Es ist die Erzählkraft des ersten Romans, die Flemings Helden letztlich bis ganz oben katapultierte. Mehr über Roger M. Fiedler unter www.roger-m-fiedler.de (Bestellen bei Missing Link)
Lou A Probsthayn: Der Benutzer. München: Yedermann Verlag. Engl. Broschur., S. 160, 12.90 € Langsam wächst Timo Beil in die Ebay-Welt hinein. Doch das Ver- und Ersteigern wird schnell zur Sucht. Alles geht gut bis er, ohne eigenes Verschulden, die ersten negativen Bewertungen bekommt. Und jetzt wird der Roman zum Krimi. Denn Timo Beil versucht, eine neue Identität im Internet aufzubauen und sinnt auf Rache im realen Leben. Der erste Ebay-Roman könnte eine Vorlage für einen Bestseller sein, wäre da nicht der Eigensinn des Autors. Er schreibt, wenig und wenn, dann meist in einem puristischen Stil, hochkonzentriert, so dass man manche Sätze laut lesen muss, um ihren Doppelsinn mitzubekommen. Denn, in dem Lou A. Probsthayn die Sprache beim Wort nimmt, gelingt es ihm, Beobachtungen punktgenau und zugleich als entlarvende Parodie in verblüffender Kürze zu Papier zu bringen. Ein wahres Kunststück. Daneben gibt es eine Sammlung wunderbarer Figuren unter den Nachbarn des Protagonisten: Die Frau, die ihre Haustiere mit Valium füttert. Der Kurzsichtige, der sich seine Zeitschrift zum Lesen zu Füßen legen muss und per Ventilator umblättert. Der Gemüsehändler, der für seine Kunden seine sonnengereiften Orangen "rezensiert". Und die Existenz mancher Nachbarn wird erst durch die Ankunft eines Leichenwagens entdeckt. Lou A. Probsthayns Krimi "Der Benutzer" ist dringend all jenen empfohlen, die selber mit ausgeprägtem Gestaltungswillen schreiben. Er zeigt, dass es noch etwas anderes gibt, als all die massenhaft produzierten Krimis, die durch journalistischen Stil beim Leser auf schnelles Einverständnis aus sind. Mehr über Gunter Gerlach unter www.gunter-gerlach.de (Bestellen bei Missing Link)
Dass der Krimiboom unvergleichliche Ausmaße angenommen hat, sieht man bei jedem Blick ins Fernsehprogramm, stellt man am Radioprogramm fest, bekommt es sogar in Restaurants schon als Krimi-Event serviert. Und man lernt es bei jedem Besuch in der Buchhandlung: Tische für Krimis, Thriller, Regional-Krimis, historische Krimis und Krimis mit bunten Umschlägen für das weibliche Publikum ... Dabei sieht man in der herkömmlichen Ketten-Filiale noch nicht einmal, was der Markt wirklich zu bieten hat, denn die meisten Bücher aus kleineren Verlagen landen meist gar nicht in den Großbuchhandelsläden. Selbst die großen Verlage pflegen den einen oder anderen Autor, der (noch) nicht den großen Verkauf verspricht, doch die wirkliche Darstellung der verschiedenen Aspekte der Kriminalliteratur findet in den kleineren Verlagen statt und kann, wie die metro-Reihe des Unionsverlages auch Trends auslösen und andere Verlagsprogramme beeinflussen. Bei dem Riesenerfolg, den Andrea Maria Schenkel derzeit in der Edition Nautilus hat, wird zum Beispiel leicht vergessen, dass der Verlag schon lange eine kleine, aber feine Krimi-Edition mit Autoren wie Leo Malet, Ingvar Ambjörnsen, Robert Brack oder Fernando Molica gepflegt hat. Beachtlich auch, wie sich neben den Vorreitern wie Grafit, Emons, Distelliteraturverlag, ariadne in den letzten Jahren z. B. der Gmeiner Verlag, Leda oder der KBV Verlag zu expandierenden Krimiunternehmen entwickelt haben. Eindrucksvoll auch, wie konsequent der Pendragon Verlag neue Autoren entdeckt und (fast) vergessene wie Robert B. Parker und Ernest Tidyman neu verlegt, wie sicher pulp master seine Editionslinie verfolgt oder wie die Edition Köln neben den lateinamerikanischen Autoren nun die Anfänge der neueren deutschen Kriminalliteratur in der von Frank Göhre herausgegebenen Reihe "Kriminelle Sittengeschichte Deutschlands in zehn Bänden" vorstellt (die übrigens von Dieter Paul Rudolph, Herausgeber der Reihe "Criminalbibliothek des 19. und. 20. Jahrhunderts" demnächst mit den Anfängen der deutschen Kriminalliteratur ergänzt wird). Viel Bewegung also und viele Bücher, zu viele Bücher, wie viele sagen. Oder zu viele schlechte Bücher, die den Markt verstopfen und den Überblick erschweren. Andererseits wurde nie so viel über Kriminalliteratur geschrieben, gab es nie eine solche Breite an Autoren, Verlagen, Kritikern, Medien, die sich mit Kriminalliteratur beschäftigen und nie haben sich die Grenzen zwischen dem Genre und der so genannten "ernsthaften" Literatur so sehr ineinander verschoben. Und nie gab es so eine dichte Autorenschaft wie derzeit. Es gibt keine kriminelle Generationenliteratur mehr, wie es sie in Deutschland zu Zeiten des Soziokrimis gab, deren Protagonisten heute zu den "Großmüttern und -vätern" des Genres zählen. Das Genre ist in Deutschland heimisch geworden und präsentiert sich mit jungen und alten Autoren, in der Region oder im nationalen oder internationalen Milieu und in großer Vielfalt. Die Spitze allerdings, die Zahl auch international durchsetzbarer Autoren ist immer noch zu gering. Wäre zu hoffen, dass sich aus der Masse der Themen und Stile, der Vielzahl der Autoren auch eine größere Zahl stilsicherer Autoren mit anspruchsvollen Stoffen herausbilden ... Mehr von Stefan Lichtblau bei www.alligatorpapiere.de
Michael Chabon: The Yiddish Policeman's Union. Harper Collins, 2007 The most enjoyable and impressive crime novel I have read recently is The Yiddish Policeman's Union by Michael Chabon. It has the "noir" sensibility through and through with a world-weary police detective, Meyer Landsman, investigating a murder that no one seems to care about at first. Later, almost no one but Landsman wants the case solved. All of the traditional elements of the American-style detective story are present, including a sad love life for Landsman. His marriage deteriorated over guilt about their child, but his wife (also a cop and also very tough) has become his superior officer. What sets the novel apart from the usual repetition of the hard-boiled pattern is its setting in an alternative history. Israel did not come into existence in 1948, and Jewish refugees were given a temporary enclave around Sitka, Alaska, which is soon to be closed. Berlin, it is casually mentioned, was destroyed in an atomic blast sometime in the past. Despite these imaginary events, the world of the novel seems totally realistic. Fascinating details about Orthodox Jewish cults interacting with the Tlingit natives are combined cleverly and convincingly, while the basic elements of the hard-boiled detective story continue to be faithfully followed. One cult plays a role like the Mafia, and the solution to the crime revolves around a chess game and an extremist Zionist plot. Of course, all of this is beautifully written, worthy of the Chandler tradition. Chabon, also the author of Wonder Boys and The Amazing Adventures of Kavalier and Clay, is one of America's most interesting literary writers. He makes no secret of his admiration for Sir Arthur Conan Doyle, so he never condescends to the detective story as an inferior genre. Instead, he shows the many creative possibilities still available in the "noir" tradition. I was very pleased to see that The Yiddish Policeman's Union has had great success, being nominated for both the Hammett award and the Edgar. Mehr über Jim Madison Davis unter bei www.jmadisondavis_.cgpublisher.com (Bestellen bei Missing Link)
Bob Mendes vertelt over zijn ervaring als Vlaams accountant en over zijn boeken : Men denkt dat accountants de hele dag zitten te rekenen. Het cijferwerk gebeurt echter door hun personeel. In het moderne bedrijf is de accountant een economische detective. Hij wordt geraadpleegd en kijkt onder de deksels van het economisch gebeuren. Dat is een ideale basis om spannende boeken te schrijven. Buiten de maffia, geschiedt een groot deel van de grootschalige, economische misdaad zonder dat iemand daar echt om vraagt. Soms durven managers over lijken stappen. Ze voelen zich gedwongen prestaties te leveren. Wie topfuncties vervult, kan enkel hogerop door in zijn department superieure resultaten neer te zetten. Als de grote baas dan kritische opmerkingen maakt, zal die manager zich extra inspannen. Hij vraagt zich niet meer af of het ethisch is of het wel mag. Zoiets gebeurt meer dan je denkt. Ik heb veel onrechtvaardigheden weten gebeuren, waardoor mensen de wetten gingen overtreden. De bazen wisten dat niet. Enkel om hun streefcijfers te halen, overschreden hun ondergeschikten de normen. In een maatschappij waar alles kan met geld, is het, bijvoorbeeld, relatief eenvoudig om iemand uit te schakelen. Maar mijn boeken gaan over het goede in de mens. In elk bedrijf, in elke organisatie is er wel iemand die de ogen niet sluit voor onrecht. Die geeft de strijd niet op. Mijn helden zijn gewone mensen die door omstandigheden ertoe gebracht worden tegen onrecht te strijden, hoewel ze het type niet zijn. Ik onderzoekt mijn onderwerpen grondig en praat met insiders. Ik zet de feiten op een rijtje en gebruik dan een wetenschappelijke formule: als het blaft, het steekt zijn oren op en heeft een staart die kwispelt, dan is het een hond. Mijn lezers hebben dan ook een zekere scholing. Naast ontspanning willen ze weten hoe het systeem functioneert. Mijn anecdotes zijn dan ook echt. Mehr über Bob Mendes unter www.mendes.be
Bernd Schumacher: Februarblut. Historischer Kriminalroman Hillesheim: KBV Verlag 2007 204 S., 9,50 € Bernd Schumacher ist mit "Februarblut" kein schlechter Debütkrimi gelungen. Schumacher versteht es, die Zeit Anfang der 50er Jahre in der Provinzstadt Rheinbach lebendig werden zu lassen. Rheinbach, noch stark von den alliierten Bombenangriffen gezeichnet, erlebt einen strengen Winter. Die Bevölkerung versucht, dem täglichen Leben wieder eine Normalität zu geben. Daß Schumacher dafür die Karnevalszeit gewählt hat, ist ebenfalls kein schlechter Einfall. Es zeigt eine Nachkriegsbevölkerung, die sich von den Entbehrungen, die auch noch zu Anfang der 50er herrschten, nicht unterkriegen läßt. Und daß sein polizeilicher Ermittler aus Sachsen kommt und der rheinischen Mentalität - gerade während der Karnevalszeit - unwissend und recht unbeholfen gegenübersteht, hat bestimmt auch für Leser dieses "historischen" Lokalkrimis außerhalb des Rheinlandes und der Eifel seinen Reiz. Zudem ist Schumacher die Thematisierung der Nichtaufarbeitung des Problemfeldes Zwangsarbeit in der Nazizeit, festgemacht am Mikrokosmos Rheinbach gelungen. In seinem kurzen Nachwort geht Bernd Schumacher auf die historisch verbürgten Geschehnisse in und um Rheinbach stichwortartig ein: Racheakte von Zwangsarbeitern an Arbeitgebern; Erschießung von Zwangsarbeitern wenige Tage vor Kriegsende; der Rheinbacher Steinbruch als Hinrichtungsstätte. In seinem Nachwort bietet der Autor zudem eine "Februarblutwanderung" (mit einer kleinen Wanderkarte) an, die zu allen im Roman beschriebenen Handlungsorten führt. Der Titel seines Kriminalromans ist einem alten Spruch aus der Voreifel entlehnt: Von Severus bes Romanus küt dr Düvel us dr Höll erus. Holt sich manch Siel met Für on Schwefel vom Kottenforsch es en dr Efel. Dröm Mensch on Dier sei op dr Hoot,Februarbloot, Februarbloot! [Von Severus ( 1. Februar) bis Romanus (28. Februar) kommt der Teufel aus der Hölle heraus. Holt sich manche Seele mit Feuer und Schwefel vom Kottenforst bis in die Eifel. Drum Mensch und Tier sei auf der Hut, Februarblut, Februarblut!]. Mehr von Thomas Przybilka bei www.alligatorpapiere.de (Bestellen bei Missing Link)
Chris Rippen: Een Enkel Woord Breda The Netherlands 2002. Publishing House De Geus Is 79-years old Eline Marchand doing as well as she says she does? Of course, she has made many new friends in the comfortable retirement home in which she recently moved. And she was radiant indeed in her wonderful performance at the cultural evening. Frankly, she states that she wants to stay here forever. But how about those dreams that come to haunt her in the night, those voices from the past? How about these never ending hate mails and this neighbour who doesn't leave her alone? What to think of this so-called accident when she fell down the stairs? "Oh, don't you worry," she says. "There is absolutely nothing the matter." All her life she has said that. Until the reverse happens to be true in a tragic way. Now and then I like to write a story with a hero of old age, male, preferably female, because of the depth and the overtones such a character can get in acting. The outcome of a whole life, beautiful and painful memories, longtime grief, fright or anger, traumas, resignation. I also like using the contrast between a harmless, delicate, wise or respectable outside and darker inner motives. Things one doesn't expect. So I like the bright, beautiful, brave but also a little tormented Eline, who by accident, maybe due to her old age, but undeserved, stayed with her story in the shadow of my younger & tougher heroes in their tougher & more adventurous, even nominated or awarded, novels. Undeserved, because the plot is subtle, the character psychological refined, the danger very real and the tension high. 'Een enkel woord' ('One single word') refers to Heinrich Heine's Ein einziges Wort from Das Buch der Lieder, used by Felix Mendelssohn for his more than famous duet "Ich wollt meine Liebe ergösse sich...", which Eline Marchand sings at the cultural evening. But where the composer speaks of Liebe, the original text by Heine has Schmerzen, and this contrast forms the heart of the intrigue and the root of the evil that threatens her. Mehr von Chris Rippen bei www.crime.nl (Bestellen bei Missing Link)
Hat man nichts gelernt und auch sonst nichts Vernünftiges zu tun, ist schreiben keine schlechte Alternative. "Ich bin Schriftsteller" kommt eindeutig besser als "ich bin Hartz IV Empfänger", "ich bin Rentner" - oder "ebay-Händler". Kein Beruf ohne Startkapital. Da bieten sich Literaturwettbewerbe an, auf die heute auch die popeligste Gemeinde nicht verzichtet. Aber Achtung! Man wird den Wettbewerb der Insel Sylt kaum mit der Geschichte "Mord in den Alpen" gewinnen. Die geforderte Beschränkung auf 6000 Zeichen inkl. Leerzeichen hingegen ist kein Problem, hieß es doch gerade in der Laudatio der Stadt Bremen für ihren Preisträger, er sei "ein Meister in der Kunst des Nichtausgesprochenen". Eines empfiehlt sich allerdings am Start jeder Karriere: think big! Auch die größte Gemeinde oder Region hat eine begrenzte Zahl lesekundiger Einwohner. Also sollte, spätestens im zweiten Schritt, der Weltmarkt das Ziel sein. Täglich feiern weltweit rund 16 Millionen Leute Geburtstag, martern demnach mindestens 32 Millionen ihr Hirn nach einer Geschenkidee. So wurde, neben dem Regionalkrimi, der berufs- oder hobbyspezifische Krimi erfunden, u.a. der Arztkrimi, der Fleischerkrimi, der Seglerkrimi. Viel zu wenig bearbeitet scheint mir jedoch der Arbeitslosenkrimi. Immerhin gibt es mehr Arbeitslose als Segler! Mit dem Arbeitslosen als Protagonist erreicht man nicht nur eine millionenfache Zielgruppe. In ihm lässt sich auch vorzüglich jene depressive Grundstimmung unserer erfolgreichen schwedischen Vorbilder erreichen. Für den deutschen Markt punktet man zusätzlich mit strenger Gesellschaftskritik, wobei auf jeden Fall auch psychologische Momente aus der jeweiligen Selbsthilfegruppe einzuarbeiten sind. Bleibt noch das Thema. Das ist schwierig, denn mittlerweile sind auch die letzten Nazis tot, und ihre in irgendwelchen Seen/Stollen/Schlössern vergrabenen Schätze beginnen uns ebenso zu langweilen wie das Kindheitstrauma des einst so beliebten Serientäters - oder das seiner Gegnerin, der Profilerin, der unser Serientäter mit jeder Seite näher kommt. Beim Studium der Krimi-Bestsellerlisten erschließt sich schnell, was weltweit ankommt. Aber diese Listen haben sich ganz offenbar auch schon andere Autoren angeschaut. Was also tun auf dem Weg zum Erfolgsautor? Nun, wie so viele von uns war auch ich gezwungen, eine neue Einnahmequelle zu finden. Deshalb lade ich Sie ein auf meine homepage www.welt-best-seller.plotcom. Ich habe die Gebühren, die ich Ihnen dort für neue Themen und plots abverlange, bewusst niedrig gehalten - will ich doch mehr als nur finanziell profitieren: oder soll ich noch ein paar Jahre weiter mit in der Jugend missbrauchten Serienkillern, osteuropäischen Menschenhändlern und bindungsunfähigen Kommissaren gelangweilt werden? Mehr über Christoph Spielberg bei www.deutsche-krimi-autoren.de
Robert Littell: Die Söhne Abrahams. Frankfurt/M: Scherz Verlag 2008 Geb., S. 348, 17,90€ Selbst von einem hochgeschätzten Autor wäre es unsittlich zu verlangen, dass jedes Buch ein absolutes Meisterwerk zu sein habe. Würfe wie Legends, Robert Littells letzter Roman, sind Lebensbücher. Deswegen tut es ein einfaches Meisterwerk auch, auf diesem Niveau von Literatur. Die Grundidee seines neuen Romans, Die Söhne Abrahams (im Original: Vicious Circle) ist so simpel wie wunderbar: Ein rechtsradikaler extremistischer jüdischer Rabbi wird von einem extrem radikalen palästinensischen Arzt entführt und in Jerusalem festgehalten. Die beiden fanatischen Killer stellen fest, dass sie sich beide als Söhne Abrahams gegenseitig bedingen und sich eigentlich in diversen durchgeknallten Wahnideen prächtig verstehen, sich gar lieben, was Littell maliziöserweise auch leicht sexuell tönt. Aber die Wahnideen haben durchaus einen harten, realpolitischen Kern. In Washington möchte "die Präsidentin" der USA - soviel leicht futuristische Prognose wagt Littell schon - endlich ein Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern hinbekommen. Das können die Hardliner beider Fraktionen natürlich nicht gebrauchen, das muss verhindert werden, auch wenn sie sich dabei um Leib und Leben bringen. Und natürlich startet der Mossad, in eine unschöne Kooperation mit dem Geheimdienst der gemässigten Autonomiebehörde gezwungen, eine Befreiungsaktion. Bis es soweit ist, liefern sich Rabbi Isaac Apfulbaum - mit "u"!- und Dr. Ishmael al-Shaat lange, lange spannende, ironische, wütende und einvernehmlich Dialoge, die von Ausbrüchen von Gewalt und Folter punktiert werden. Eine bösartige Variante platonischer Maieutik, wenn man gemein sein will. Und die deutlich die verzweifelte und sehr komische (im allerschärfsten nicht-lustigen Sinn) Stärke des Buches sind. Die Thriller-Handlung ist zwar notwendig und von Littell souverän gehandhabt, aber nicht das wirkliche Movens des Romans. Ein Dialog-Buch ohne Thriller-Handlung hätte, zugegeben, natürlich weniger Resonanz gefunden. Zumal in einem literarischen Milieu, das zur Zeit Sohnemann Jonathan Littell mit seinem prätentiösen Kram erheblich findet, aber noch nicht einmal eine Ahnung davon hat, dass es Littell père überhaupt gibt, geschweige denn, dass er zu den ganz Großen unserer Zeit gehört. Mehr von Thomas Wörtche bei http://kaliber38.de/ und www.freitag.de (Bestellen bei Missing Link)
Steven Hall: Gedankenhaie. The Raw Shark Texts München: Piper 2007 Geb., 432 S., 19.90 € Mancher Schriftsteller leidet unter der Ungnade der späten Geburt, weil es das Buch, das er gerne schreiben würde, schon lange gibt. Boris Akunin zum Beispiel, der Schöpfer des Geheimagenten und unfehlbaren Glücksspielers Erast Fandorin, hätte gar zu gerne Agatha Christies Tod auf dem Nil geschrieben. Er wusste sich zu helfen und schickte einfach den klassischen Dampfer auf spielerisch verspielte Weise unter dem Titel Mord auf der Leviathan (Aufbau 2002), bemannt mit russischem Personal, erneut auf große Fahrt. Nicht viel anders verfährt der Engländer Steven Hall. Peter Benchleys Der weiße Hai gibt es schon seit 1974. Also nahm Hall Benchleys Raubfisch-Besteller als Blaupause und überschrieb sie mit seinem eigenen literarischen Vexierspiel Gedankenhaie. Das Ergebnis ist eine Art Palimpsest, gleichsam die digital aufbereitete Aktualisierung eines Klassikers mit vielen Krimi-Zitaten und jeder Menge Philosophie. "Wer bin ich eigentlich?" fragt sich gleich zu Beginn Eric Sanderson ganz im Sinne durchschnittlicher Hitchcock-Helden, als er nach dem Unfalltod seiner Freundin Clio aus einem Koma erwacht und sich an fast nichts erinnern kann. Die Voraussetzung für die Beantwortung dieser quälenden Frage hat er jedoch bereits selbst geschaffen. Als er nämlich vor dem Koma, geistig noch einigermaßen auf der Höhe, sein Gedächtnis immer mehr schwinden sah, verfasste er die originaltitelgebenden Raw Shark Texts, eine Art Survival Handbook für sein späteres ausradiertes Ich. Es lehrt sein nachmaliges Alter Ego, wie man sich mittels vergleichsweise simpler technischer Gadgets vor dem "Grauen Schwammkopfhai" verbergen kann, einem alles vertilgenden Mistviech, das nur aus Wörtern besteht und von Wörtern lebt, die seine Opfer im Kopf haben. Das Dumme daran ist: Sanderson der Erste hat ihm einst selbst zur Freiheit verholfen und damit das Unheil überhaupt erst heraufbeschworen. Und dann wäre da noch Mycroft. Nein, nicht Mycroft Holmes. Mycroft Ward. Der Name zitiert natürlich den von Conan Doyle erfundenen ersten Geheimdienstchefs Ihrer Majestät. Halls Mycroft hat Unsterblichkeit erlangt, indem er seine Persönlichkeit multipel aufspaltete, die Spaltprodukte auf unzählige Menschen verteilte und diese untereinander vernetzte. Eine gewaltige Informationsmacht, die es zu vernichten gilt! Der Gelehrte Dr. Trey Fidorous, eine Art Indiana Jones des Buchwesens, könnte dabei helfen, doch bis der gefunden ist, muss Sanderson der Zweite eine Schnitzeljagd durch halb England zu absolvieren. Dabei hilft ihm seine neue Freundin Scout. Ihr Name ist - wie der der verstorbenen Clio - Programm. Scout navigiert ihn gleichsam durch dieses Abenteuer, denn sie ist Agentin einer Geheimorganisation, die sich dem Kampf gegen Mycroft Ward verschrieben hat; Clio heißt Klio wie die Muse der Geschichte - die Muse der vergessenen Geschichte in diesem Falle. Schließlich materialisiert sich der Hai und muss - wie bei Peter Benchley - auf offener See und in offener Schlacht zerlegt werden. Science Fiction oder detailreiche Begründungen freilich sind Halls Sache nicht. Elegant schweigt er sich über das Mycroft-Ward'sche Verfahren zur Erlangung ewigen geistigen Lebens aus. Was Ward will und was ihn so gefährlich macht, bleibt offen, er tritt gar nicht erst auf. Überhaupt begnügt sich der Autor allzu oft damit, mit Benchleys Vorlage einfach digital herum zu spielen, statt sie weiter zu entwickeln und konsequent durch und zu Ende zu denken - selbst Benchley, der den Weißen Hai zum Killermonster dämonisiert hatte, wandelte sich vom Hai-Saulus zum Hai-Paulus und starb als Tierschützer! Begnügt man sich aber mit dem Aspekt des Spiels, vermag Gedankenhaie durchaus Witz und Spannung zu entwickeln, denn das begeistert geistvolle Crossover für die gebildeten Stände zitiert viele Highlights der Populärkulturen und ist eine liebevolle Hommage an vergangene Lektüren und Kinobesuche. Demnächst übrigens selber im Kino! Mehr über Klaus-Peter Walter bei www.corian-verlag.de , (siehe Lexikon der KriminalLiteratur) (Bestellen bei Missing Link)
KrimiKurier. Ein Service
|