ñero etwa spielt in Asesinato: El doble crimen de los Flores Muñoz (1985) mit dem Verfahren der textuellen Hybridisierung durch die Verflechtung fiktiver mit expositorischen Texte, und auch der derzeit erfolgreichste mexikanische Kriminalschriftsteller, Paco Ignacio Taibo II, setzt beispielsweise in Días de Combate (1976), Algunas Nubes (1985) oder La vida misma (1987) dieses Verfahren um. 3
In Fortsetzung der von Dashiell Hammett und Raymond Chandler in der hard-boiled novel entwickelten kritischen Sicht der Gesellschaft begegnet der Leser mexikanischer Kriminalromane immer wieder einer deprimierenden, von Gewalt beherrschten Wirklichkeit. Dem auf eine Harmonisierung der Widersprüche ausgerichteten politischen Diskurs wird somit durch den sozialen Realismus des Kriminalromans 4 begegnet. Die Forderung nach einer individuell zu ermittelnden Wahrheit fußt auf der Einsicht, dass die Gesellschaft zu einem Ort der Korruption wurde, in dem sich eine personalisierte Ethik des Denkens und Handelns behaupten muss. Wie in Spanien, dessen Fehlentwicklungen vor allem Vázquez Montalbán kritisch beleuchtete (Colmeiro 1992), entwickelte sich auch in Mexiko das género negro als Versuch, mit dem Kriminalroman der Sozialkritik einen Artikulationsort zu vermitteln, und als Antwort auf "el acartonamiento de la novela tradicional" (Bermúdez 1987: 6). Aus der Beschäftigung mit den unlösbaren Problemen einer fragmentierten Moderne und einer von Partikularismen geprägten Gesellschaft ergibt sich auch die Tatsache, dass der mexikanische Detektiv als tragischer antihéroe zu einem Sisyphos unserer Zeit, zu einem Einzelgänger im Chaos wird. Zwar gelingt es ihm, Schneisen in den Urwald des Verbrechens zu schlagen, doch angesichts der gesellschaftlichen Zustände weiß er, dass diese in Mexiko bald wieder zugewuchert sein werden. Denn gerade hier erscheint, wie Paco Ignacio Taibo II herausstreicht, die Kriminalität als fester Bestandteil des Systems: "Criminality forms part of the system and is incorporated into it in a logical and coherent manner. [...] I live in a city where the police produces more deaths than all of the underworld organizations, the Mafia, and any number of marginal lunatics." (Stavans 1994: 37).
So kann es als Ausdruck des bloßen Überlebenswillens gewertet werden, wenn mexikanische Detektive häufig eine sarkastische und selbstironische Sichtweise ihrer Tätigkeit an den Tag legen. In diesem Sinne dokumentiert schon Rodolfo Usiglis Ensayo de un crimen (1944) als einer der ersten mexikanischen Kriminalromane das für Mexiko typische Misstrauen in das Funktionieren des Justizapparates. Zwar werden die Untaten des Protagonisten Roberto de la Cruz aufgeklärt, doch während er für ein niemals begangenes Verbrechen einige Monate im Gefängnis leben muss, bleibt jeder von ihm tatsächlich durchgeführte Mord, für de la Cruz "el más gratuito y el más mexicano de los crímenes" (1986: 294), ungestraft. In Freiheit leben zu müssen, so die zynische Botschaft, ist für den Dandy, der die Ästhetik des perfekten Mordes suchte, die größte Strafe: "En un país de máscaras e hipocresía, ni siquiera un criminal confesado puede salirse con la suya; nada puede ser cristalino, todo debe pervertirse, corromperse, mentirse." (Stavans 1993: 101 s.).
Auch Antonio Helús Protagonist Máximo Roldán, ein vielsagendes Anagramm von máximo ladrón, verkörpert die Widersprüche und Klassenkonflikte der mexikanischen Gesellschaft seit den 20er Jahren. Er steht für den Typus des detective ladrón, mit dem sich das Publikum wegen seines ambivalenten Verhältnisses gegenüber der staatlichen Autorität leicht identifizieren konnte. Als Reinkarnation Robin Hoods und Arsène Lupins ist es ihm möglich, unter Umgehung der Gesetze und der Polizei die ökonomischen Ungerechtigkeiten in Mexiko zu überwinden. So nimmt er bei der Aufklärung seiner Fälle ungestraft den Reichen, um es den Armen zu geben, und in El fistol de corbata (1946) ertappt er zwar Diebe bei frischer Tat, schenkt ihnen aber die Freiheit, nachdem er sie um ihre Beute erleichtert hat.
Betrachten wir im folgenden etwas detaillierter, wie der neuere mexikanische Kriminalroman die Paradoxa seines gesellschaftlichen Kontextes verarbeitet. Wenden wir uns zunächst Rafael Bernals El complot mongol zu, einem Text, der unmittelbar nach seiner Veröffentlichung wenig Beachtung fand und inzwischen als erste Manifestation der novela negra anerkannt wird. 5 Nicht ohne Bedeutung ist das Jahr der Publikation: Das Buch erschien 1969 in jener Phase der mexikanischen Geschichte, als nach der Ermordung der Studenten auf der Plaza de las Tres Culturas die totalitären Tendenzen des staatlichen Systems so deutlich wie nie zuvor geworden waren. Bernals Kriminalroman belegt ein geradezu seismographisches Gespür des Autors für jene Fehlentwicklungen und tektonischen Spannungen, die 1968 zu einem gesellschaftlichen Erdbeben führten. Geschildert wird ein angebliches Komplott, das Mao Tse Tungs chinesische Agenten geschmiedet haben, um den Präsidenten der USA bei seinem Besuch in Mexiko zu töten. Die Unterschiede zum traditionellen Kriminalroman beginnen damit, dass Bernal mit seinem Protagonisten Filiberto García eine Figur schafft, die als Polizist kaum die Sympathien des Publikums gewinnen kann. Hierzu trägt insbesondere Garcías äußerst brutales Vorgehen bei, doch auch sein desillusionierter Sarkasmus, der in zahlreichen inneren Monologen vermittelt wird: "Yo sólo soy un pistolero profesional, matón a sueldo de la policía." (124 s.). Während in der nordamerikanischen hard-boiled novel lediglich die klassische Trennung zwischen dem unschuldigen Opfer und dem bösen Verbrecher aufgehoben wird, geht Bernal einen Schritt weiter, indem er sogar die Grenzen zwischen einem Verbrecher und dem im Dienste der Polizei stehenden Ermittler nivelliert: "Matar no es un trabajo que ocupa mucho tiempo, sobre todo desde que le estamos haciendo a la mucha ley y al mucho orden y al mucho gobierno!" (9). Das Verbrechen erscheint als Teil des Systems, so dass es seinen Charakter als außergewöhnliches Ereignis, den es bei Hammett und Chandler noch besitzt, verliert. Die nach Bernal in Mexiko herrschende Brutalität übersteigt das aus Nordamerika stammende Quantum, denn statt vier oder fünf Morden – wenn man Marlowes Vorgehen gegen den Killer Canino so nennen möchte –, denen wir in Chandlers The Big Sleep (1939) begegnen, verzeichnet El complot mongol nicht weniger als dreizehn Tote. Bernal spielt hierbei nur vordergründig mit blutigen Sensationseffekten, denn hinter den Morden steht die menschenverachtende Perversion des Staatsapparates, verkörpert in der Person des Ermittlers. Und tatsächlich erscheinen García wie auch seine Vorgesetzten als Allegorien des postrevolutionären Mexikos. So erfährt der Leser, dass García als Zwanzigjähriger auf Seiten der Revolutionäre kämpfte und nun voller Frustrationen erleben muss, wie der Staat, für den er sich eingesetzt hatte, seine Ideale verrät. Die Ursache hierfür erkennt er in dem fehlgeschlagenen Vorhaben, die positiven Errungenschaften der Revolution in die Institutionen zu tragen. Statt der Revolutionäre herrscht nun aber eine Kaste von licenciados, wie der mittlerweile Sechzigjährige desillusioniert erkennt:
¡Pinche experiencia! Y ¡pinches leyes! Y ahora todo se hace con la ley. De mucho licenciado para acá y licenciado para allá. Y yo ya no cuento. Quítese viejo pendejo. [...] Antes se necesitaban huevos y ora se necesita título. Y se necesita estar bien parado con el grupo y andar de cobero. Sin todo eso la experiencia vale una pura y dos con sal. Nosotros estamos edificando México y los viejos para el hoyo. [...] ¡Pinche Revolución! Nosotros somos el futuro de México y ustedes no son más que una rémora. [...] Pero es que así no se puede edificar a México. Ya lo mandaremos llamar cuando se necesite otro muertito. Jíjole, como que nos madrugaron estos muchachos. (11 s.)
Garcías Tragik besteht darin, zum Handlanger seiner heuchlerischen Vorgesetzten zu werden, deren angebliche Kultiviertheit nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass statt des vermeintlichen revolutionären Fortschritts lediglich die archaische Brutalität und Anarchie fortwirkten. Daher gelten die Gesetze des Staates nur so lange, wie dieser es für nötig hält, und entsprechend problemlos vermag Garcías Vorgesetzter einen Mordauftrag zu rechtfertigen: "Hemos creado de la Revolución un orden jurídico que no debe romperse. ¿Entiende lo que es eso, García? Un Gobierno bajo el imperio de la ley. Eso vale más que las vidas de algunos locos." (213 s.). Nach dem rhetorischen Pathos enthüllt der letzte Satz die menschenverachtende Verlogenheit des mexikanischen Apparates. So wie der Coronel auch seinem Auftreten her das neue, nach außen hin korrekte Mexiko darstellt 6, repräsentieren die maskenhafte Gestalt des Detektivs und seine Kleidung 7 das traditionelle Mexiko der Vergangenheit. Es ist das Mexiko der Revolution, die nicht zuletzt Menschen wie den skrupellosen Mörder Filiberto García hervorgebracht hat. Indem García aber für das moderne Mexiko arbeitet, verkörpert er als Vertreter des institutionalisierten Verbrechens auch die Kriminalität des Staates und die inneren Widersprüche der institutionellen Revolution. Bernal geht somit in El complot mongol mit seiner Sozialkritik einen Schritt weiter als Hammett oder Chandler, indem er mittels seiner Hauptfigur das Verbrechen nicht mehr als "Großunternehmen oder syndikalistische Organisation" (Schulz-Buschhaus 1975: 130), sondern als einen Teil des nationalen Systems erfasst.
Wie in vielen hard-boiled novels erschließt sich dem Detektiv das wahre Verbrechen erst allmählich, und so wird deutlich, dass es sich bei dem complot mongol lediglich um einen Scheinfall handelt. Angesichts der Irrationalität des mexikanischen Systems stützt sich García bei seinen Ermittlungen in einer für den modernen mexikanischen Detektiv typischen Weise (Revueltas 1987: 111) fast ausschließlich auf seine Intuition, wenn er nicht mit brutaler Gewalt vorgeht. Im Unterschied zu den amerikanischen Detektiven stößt er aber bei der Lösung des Verbrechens nicht nur auf eine Wahrheit: die internationale Verschwörung stellt sich zwar als Täuschungsmanöver der russischen Regierung heraus, aber – und das ist entscheidend – sie dient auch der Verschleierung eines nationalen mexikanischen Putschversuches von Polizei und Militär gegen den amtierenden Staatspräsidenten. Wenn García diese Verschwörung verhindert, erscheint er als selbsternannter Richter, doch paradoxerweise auch als Bewahrer eines Staates, der ihm jegliche Menschlichkeit genommen und ihn zu seinem Werkzeug gemacht hat: "A nosotros en México no nos enseñan todos esos primores. A nosotros sólo nos enseñan matar." (174). Doch die Selbstjustiz versagt im Kampf gegen die korrupten staatlichen Strukturen. Bernals Protagonist ist daher weniger noch als die Personen der hard-boiled novel eine Erlöserfigur, weil das Verbrechen auch weiterhin die Gesetze diktiert. 8 Er ist ein Anti-Held und gleichzeitig eine tragische Figur, für die es keine Rückkehr in den Zustand der Unschuld gibt: "Tengo ganas de sentarme aquí en la banqueta... en una piedra del campo, como antes en la orilla del camino. Pero ya no hay caminos que andar con las manos que me pesan, que me duelen con tantas muertes que llevo dentro. ¡Pinches manos!" (240). Was Filiberto García am Ende bleibt, ist die Schuld, die Hoffnungslosigkeit, die Einsamkeit: "¡Pinche soledad!" (240).
Einen anderen Zugang zum Verbrechen in der mexikanischen Gesellschaft wählt Myriam Laurini, eine in Argentinien geborene Autorin, die 1977 mit ihrer Familie ihre Heimat verlassen musste. Nach Zwischenstationen in Brasilien und Spanien lebt sie seit 1980 in Mexiko, wo sie neben ihrer Tätigkeit als Autorin auch journalistische Texte verfasst und sich besonders in Menschenrechtsfragen engagiert. Morena en rojo, Laurinis erster Kriminalroman, behandelt ein besonders deprimierendes und brisantes, doch leider auch aktuelles Thema: den sexuellen Missbrauch und die Prostitution von Kindern und ihre Verschleppung über die Nordgrenze des Landes 9. Laurini erkennt in den geschilderten Zuständen die skandalöseste Form der Gewalt gegenüber Kindern, die freilich nach ihrer eigenen Auskunft lediglich Teil eines komplexeren gesellschaftlichen Gesamtzusammenhangs ist, der durch den Verlust der Ethik, Moral und Verantwortung markiert ist 10. Mir ist im hispanoamerikanischen Raum kein Werk bekannt, das dieses ernste Thema verarbeitet, und erst im angloamerikanischen Roman findet man ähnliche Texte, wie zum Beispiel Barbara Wilsons Sisters of the road (1986), der die Situation junger Prostituierter in den USA schildert.
Im Unterschied zu Bernal nähert sich Laurinis Protagonistin den ihr begegnenden Problemen nicht mit der a priori desillusionierten Sicht desjenigen, der das korrupte System von innen her kennt. Ihre Perspektive ist zunächst vielmehr die einer Außenstehenden, etwas naiv erscheinenden jungen Frau, die wie ein Teil der Leser erst im Romanverlauf aufrüttelnde Einblicke in das Geflecht von Lügen und Heuchelei erhält, welches die mexikanische Gesellschaft durchzieht. In Anbetracht dieser erschütternden Erfahrungen kommt sie rückblickend zu der Einsicht: "Bendita ingenuidad la mía." (41). Da die aufgeklärte Perspektive des erzählenden Ich der naiven Perspektive des erzählten Ich entgegensteht, entfaltet sich in dem Roman eine vielfältige Ironie gegenüber dem eigenen Verhalten, doch auch gegenüber dem machistischen Diskurs und Verhalten der männlichen Figuren, vor allem der Polizeibeamten: "Me alivió que dejara el arma, pero el alivio duró poco, de otro cajón sacó una Browning y retornó al rito de la masturbación con el trapito" (147). Die Ironie der Erzählerin ermöglicht es bei solchen Gelegenheiten, Distanz zum Geschilderten zu schaffen, um die Regeln des von Männern dominierten Systems und die eigene Sprachlosigkeit zu überwinden. Indem La morena rückblickend auch ihr eigenes Verhalten ins Lächerliche zieht, bestätigt sie ihre intellektuelle Emanzipation und ihre Selbstbewußtwerdung als Frau.
Wie bei Bernal begegnet der Leser schon zu Beginn des Romans der Korruptheit einer an Recht und Gesetze nicht gebundenen Polizei, welche sich auch der Folter bedient, um vermeintliche Geständnisse zu erpressen. 11 Nicht die Suche nach der Wahrheit diktiert das Handeln, sondern das Gesetz der Rache. Dies erfährt die Protagonistin, als man die Leiche eines ermordeten Polizisten birgt:
El difunto no me impresionaba, uno menos. [...] La gente de Nuevo Laredo lo quería, era justo con los pobres y aceptaba mordidas de los ricos, de los narcos, de los coyotes. Dejaba mujer y dos hijos. Cuando lo levantaron para llevárselo un sargento se inclinó, hizo unos ruidos que le salieron desde el fondo del estómago y vomitó. Videla apestaba a sangre seca y mierda fresca. [...] Otro sargiento, venas hinchadas por el odio, prometió ronco: "Te vamos a vengar, Videlita". (12)
Laurini geht aber noch einen Schritt weiter als Bernal, indem sie über die verbrecherischen staatlichen Strukturen hinausgehend besonders die individuelle moralische Korruption der Vertreter der Obrigkeit enthüllt. So erfährt La morena beispielsweise, dass die erst vierzehnjährige Tochter des Polizeichefs von einem Polizisten, der ihrem Vater als Fahrer diente, vergewaltigt wurde. Bei dem Versuch, die Ehre der Familie wiederherzustellen, bedient sich der Polizeichef aber nicht etwa eines juristischen Verfahrens, sondern des aus früheren Zeiten übernommenen Mittels der Rache. Der Vergewaltiger wird umgebracht und seinerseits im Tod entehrt: "-A los tres días apareció ahorcado en los separos y con los güevos estrangulados por un hilo de nylon." (147). Aber auch das Opfer der Vergewaltigung muss für den Verlust der Unschuld büßen, wobei offen bleibt, ob sich das Mädchen wirklich selbst mit der Magnum seines Vaters erschossen hat. Darüber hinausgehend erscheint es für die im aktuellen Kriminalroman gestiegene Opakheit vermeintlicher Lösungen symptomatisch, wenn sogar ein Fall von Inzest nicht auszuschließen ist. Immerhin erfährt La morena, dass der Polizeichef nach dem Tod der Tochter von seiner Frau und den Kindern verlassen wurde.
In Anbetracht ihres gesellschaftskritischen Anliegens legt die Autorin großen Wert darauf, das Geschilderte authentisch erscheinen zu lassen. Daher bedient sie sich über die unbeschönigende sprachliche Gestaltung und die Erzählung in der ersten Person hinaus in struktureller Hinsicht des seit Cervantes erprobten Mittels der Entfiktionalisierung der Hauptfigur durch die Fiktionalisierung des Autors. So wird es möglich, dass die Autorin und La morena zufälligerweise während eines Fluges in ein Gespräch kommen. Die Fiktion möchte sich offenbar als solche selbst aufheben, so dass der Roman Tabus ansprechen kann, die häufig in der Realität verschwiegen werden. Besonders brisant erscheint dieses Vorhaben im Umfeld der Ermittlungen zur Kinderprostitution, als ein ehemaliger Polizist, der La morena bei ihren Ermittlungen behilflich ist, andeutet, dass nicht nur die Polizei, sondern auch die Politik schützend ihre Hand über jene hält, die dieses schmutzige Geschäft betreiben (51).
Um den Vorwurf, lediglich fiktionale Einzelfälle zu behandeln, von vornherein zu entkräften, weitet Laurini den topographischen und chronologischen Rahmen ihres Romans erheblich aus. So lässt sie ihre Protagonistin über die Dauer von 4 Jahren in verschiedenen mexikanischen Städten, die Brennpunkte der Kinderprostitution bilden, ermitteln. Die Hauptstadt bleibt jedoch das Zentrum des Romans, denn hier konzentriert sich die widersprüchliche Realität Mexikos. Entsprechend ambivalent erscheint das Verhältnis der Mexikaner zu ihrer erschreckenden und doch anziehenden Stadt, jener "ciudad que perdió su nombre, que tiene la identidad de lo árido e inhóspito para el humano y que a la vez lanza corrientes eléctricas imantadas para atrapar incautos que terminarán amándola hasta la muerte." (80).
Strukturell trägt der Roman der Komplexität der Verhältnisse durch eine Verflechtung mehrerer Erzähl- und Handlungsstränge Rechnung, so dass der labyrinthische Handlungsablauf die Widersprüche der modernen mexikanischen Lebensverhältnisse ästhetisch umsetzt. Zwar wird der erste Mord schon nach wenigen Seiten aufgeklärt, doch bildet er den Einstieg in den aus Bruchstücken von Erzählungen und Erlebnissen zusammenzusetzenden "Fall". So berichten die Nebenhandlungen von den Lebenswegen, Kämpfen und gescheiterten Träumen vieler Frauen, denen La morena begegnet, und deren Berichte aufgrund vergleichbarer Erfahrungen nicht nur als Einzelschicksale erscheinen, sondern sich zu einer umfassenden Kritik an den mexikanischen Verhältnissen verdichten. Die zentrale Kriminalhandlung wird folglich im Vergleich mit dem traditionellen Rätselroman zurückgestuft, so dass der Gesellschaftskritik mehr Raum zur Verfügung steht.
Wie schon angesprochen wurde, steht die oft als Adoption getarnte, aus der Not der Familien entstandene Kinderprostitution im Mittelpunkt von Morena en rojo. Wenn die Familienväter etwa am Zócalo vergeblich als "plomerocarpinteropintorloqueseofrezca" (71 s.) Arbeit suchen und man sich zu siebt "una lata de sardinas y unas tortillas" (78) teilen muss, erscheint es manchen Eltern als eine Erleichterung, ihre Kinder zu verkaufen, um "una boca menos" (39) ernähren zu müssen. Zur Sprache kommen jene gesellschaftlichen Tabus, die in der Öffentlichkeit, doch auch im Kriminalroman, meist ausgeblendet blieben:
Empecé a investigar casos de violación de menores. Muerte violenta de menores. Fuga de menores. Rapto de menores. Pocas denuncias, muy pocas, demasiado pocas las denuncias. Sin embargo la gente sabe, recuerda, cuenta. (35)
Apareció en la prensa una denunciación de UNICEF referida a Europa, de América Latina ni una palabra. Después hubo otras denuncias sobre secuestros de bebés en Paraguay, Guatemala, Honduras, a los que les extirpaban órganos que se vendían para trasplantes. Igual de monstruoso y aterrador, pero nada sobre la prostitución. (49).
Weitere Themen stellen die Ausbeutung von Frauen in Arbeitsverhältnissen, ihre fehlende Schulbildung, das Fehlen einer positiven Lebensperspektive und die Armut. Denunziert wird ferner der Rassismus innerhalb der mexikanischen Gesellschaft, dem auch La morena, eine Fremde im eigenen Land, zum Opfer fällt: "Esas cosas no se ven, morena, no se dicen, nosotros lo sabemos. No hubo arreglo. Pelear contra siglos de intolerancia blanca era como hacerlo contra molinos de viento" (26). Morena en rojo erscheint daher als Sozialroman der sich kriminalistischer Elemente bedient, um seine ungeschminkte Botschaft möglichst vielen Lesern zu vermitteln.
Wie es auch im Chicano-Roman immer wieder angesprochen wird, erscheinen die USA den Opfern der gesellschaftlichen und ökonomischen Misere oftmals als das Land der Verheißung. So schildert Laurini unter anderem den Fall des jungen Dienstmädchens María Crucita, das von seinen Arbeitgebern als ingrata auf die Straße geworfen wird, als sie von einem Siebzehnjährigen, der seine Vaterschaft leugnet, ein Kind erwartet (14). Statt im Paradies landet María zunächst jenseits der Grenze in der Hölle der Prostitution, aus der sie sich jedoch befreien kann, um sich an demjenigen, der sie als Zuhälter dorthin brachte und der inzwischen bei der Polizei arbeitet, zu rächen.
La morena ist wie Laurini eine Journalistin, die in ihren Reportagen über die schwierige Situation von Frauen und Kindern schreiben möchte. Im Gegensatz zur Autorin leidet sie angesichts der Brutalität der zu schildernden Verbrechen unter Sprachverlust, und so gelingt es ihr niemals, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Der gescheiterte Schreibprozess, den erst die reale Autorin vollendet, wird zur Metapher der Schwierigkeit, dem Widerstand gegen die gesellschaftlichen Missstände Ausdruck zu verleihen. Selbst die angeblich unabhängigen Medien, so wird deutlich, führen aus Vorsicht vor eventuellen Repressalien eine Selbstzensur durch (41 s.).
Nicht nur La morenas Verhältnis zur Sprache, sondern ihre gesamte Person ist voller Brüche. Sowohl privat als auch beruflich erscheint sie von ihrem Verhalten und ihrer Vorgehensweise her wenig fest gefügt, und entsprechend hilflos reagiert sie auf fortwährende geschlechtliche oder rassistische Diskriminierungen. 12 Wie bei den tastenden Versuchen, Klarheit in die Welt des Verbrechens zu bringen, ist die Protagonistin auch in ihrem Leben desorientiert und voller Zweifel: "estoy en un callejón sin salida, en un laberinto..." (201). So lässt sie Laurini in Momenten der Ratlosigkeit immer wieder zum Alkohol greifen, wobei sie mit dem Alkoholismus einer Frau ein weiteres Tabu zur Sprache bringt. 13 Bei ihrer letztlich erfolglosen Suche nach Aufklärung und Ordnung schwankt die Protagonistin zwischen Naivität und Autoironie sowie Resignation und Engagement. Die Komplexität und Widersprüchlichkeit der Lebenswirklichkeit überfordern das Individuum, das noch nicht einmal mehr bei dem Versuch, seine Müdigkeit zu überwinden, als ein Abbild der Helden der hard-boiled novel erscheint: "Imité a los detectives de novelas policiacas: agua caliente, agua fría. Desistí, el agua fría agrede demasiado." (199).
Die Desillusion der Protagonistin erreicht ihren Höhepunkt, als sie letztlich erkennen muss, dass offenbar der Mann, in den sie sich verliebt hat, selbst in das Geschäft mit der Kindesprostitution verwickelt ist. Das Unfassbare wird durch diese Konstellation in die unmittelbare Erfahrungswelt verlagert. Diese Einsicht führt zum Kollaps, doch nach einem zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt hat sich La morena soweit gefasst, dass der Roman mit einer offenen Handlungsperspektive enden kann. In ihr deutet sich an, dass sie auch weiterhin gegen das Unrecht ermitteln und sich in die "cosas de hombres" (212) einmischen möchte.
Aufgrund der Auflösung der gesellschaftlichen Wirklichkeit gibt die von der Polizei glänzend arrangierte Verhaftung der Kindesentführer Anlass zum Zweifel. Somit bleibt die Frage, ob die Festnahme der mafiosi lediglich eine Selbstinszenierung der Polizei darstellt, die sich der jungen Reporterin bedient, um positive Schlagzeilen in der nota roja zu erhalten. Da somit nie sicher sein kann, ob die Polizei, der Staat und die Gesellschaft das Spiel der Korruption nicht selbst betreiben, bleibt der individuelle Einsatz für die Gerechtigkeit die einzige Option. Ob dieses Engagement aber etwas bewirken kann, muss angesichts der dargestellten Realität ungeklärt bleiben: Laurinis offener Schluss macht es dem Leser unmöglich, sich mit dem Gefühl aus dem Roman verabschieden, das Gute habe gesiegt.
Die Unterminierung der klassischen Traditionslinien des Kriminalromans kennzeichnet auch die Bücher des erfolgreichsten Vertreters des neopolicíaco, Paco Ignacio Taibo II. Wie der Autor selbst hervorhebt, schöpfen seine Romane gerade aus den inneren Spannungen Mexikos ihr kreatives Potential (Guérif 1996: 54), das sich in einer großen Experimentierfreude im Umgang mit narrativen Techniken, einer subversiv-heiteren Durchdringung von sogenannter literatura fácil und literatura dificil sowie einer Überschreitung der Grenzen von Fakt und Fiktion ausdrückt (Leinen 2002).
Schon Taibos erster Roman über den Detektiv Héctor Belascoarán Shayne, Días de combate (1976), wurde in höchstem Maße von der Beschäftigung mit der fragmentierten mexikanischen Aktualität geprägt. Wie auch in den folgenden Werken stellte Taibo jene Themen in den Mittelpunkt, welche von anderen zeitgenössischen Autoren eher am Rande, wenn überhaupt, angesprochen wurden: Korruption, Machtmissbrauch, Verelendung und Zerrüttung der bürgerlichen Gesellschaft. In Anbetracht der "perverse cultural and anthropological logic in crime" (Hernández Martín 1995: 19) als Ausdruck der Irrationalität des Systems versagt die formale Logik bei den Ermittlungen im mexikanischen Kontext. Belascoarán Shaynes einzige Methode besteht daher darin, seinem Gefühl der Solidarität mit dem Opfer zu folgen und sich mit großer Hartnäckigkeit so lange in den Fall einzumischen ("En materia de terquedad estaba volviéndose una estrella." 139), bis ihn jemand beseitigen will: der Fall wird auf diese Weise "sein" Fall. Wenngleich Taibos Detektiv das korrupte System durch die Aufklärung des Verbrechens nicht ändern kann, so belegt seine durch die Erfahrungen von 1968 motivierte Vorgehensweise die Notwendigkeit der zwischenmenschlichen Solidarität und moralischen Verantwortung. Gleichzeitig weist sein Verhalten auf die Notwendigkeit hin, als ein Sandkorn im gut geölten Getriebe einer verbrecherischen Subkultur zu wirken. Belascoarán Shaynes baskisch-irischer Name wird zum Programm: er ist ein "Rabe im Tal" (belascoarán), ein Sinnbild der selbst gewählten Einsamkeit im "Valle de México", ein weiser und wissender Abtrünniger und Ungläubiger, der den Schatten des Todes mit sich führt. Der zweite Teil seines Namens, Shayne, verweist auf mehr als nur auf die irische Mutter des Detektivs, denn auch das baskische "sein" (Kind) klingt homophon an. Und tatsächlich besitzt Taibos Figur Züge eines Kindes, wenn er regellos und zügellos lebt, keiner Ratio folgt, selbstironisch mit seinem Image als Detektiv spielt und trotz aller Negativerfahrungen für das Gute kämpft.
Cosa fácil, der zweite Kriminalroman Taibos, greift diese Charakterisierung des Detektivs und Mexikos auf, wobei der Epigraph des ersten Kapitels, Sartres Aussage "Sólo hay esperanza en la acción" (9), trefflich die Philosophie Belascoaráns wiedergibt. Hinzu tritt in diesem Roman ein Aspekt, dem wir bei Bernal oder Laurini nicht begegnen, der aber für Taibos Texte typisch ist. Daher soll im folgenden nicht von der labyrinthischen Stadt als Katastrophengebiet in Permanenz die Rede sein, die Taibo mittels der Metapher des Kloakennetzes ebenso treffend wie drastisch erfasst (35 f.). Nicht zur Sprache kommen sollen die Ermittlungen im ersten Fall, einem Sumpf aus Pornographie, Schauspielerei, Politik und Erpressung oder im zweiten Fall, in dem die Ermordung zweier homosexueller Ingenieure aufzuklären ist. Die Rede soll auch nicht sein von den physischen und psychischen Leiden des Detektivs, der drei Wochen fast ohne Schlaf ermittelt und sich über die Abwesenheit einer auf Selbstfindung durch Europa reisenden Freundin durch ein sexuelles Abenteuer mit einer selbstmordgefährdeten Minderjährigen tröstet, die er eigentlich vor Erpressern beschützen soll. Wenden wir uns vielmehr dem dritten Fall in Cosa fácil zu, dessen Lösung schier unmöglich scheint und der von den beiden anderen Fällen nicht zu trennen ist: Taibos Detektiv nimmt den Auftrag an, den Revolutionshelden und Bauernführer Zapata aufzuspüren, der nicht etwa, wie es die offizielle Geschichtsschreibung behauptet, 1919 getötet worden sei. Belascoarán erfährt von dem Gerücht, dass Zapata, nachdem er "vió cómo la Revolución se moría" (11), in Nicaragua die Sandinisten unterstützte und in Costa Rica einen neuen Pass erhalten habe. Als 97-jähriger Greis lebe der ehemalige Revolutionsführer nun inkognito irgendwo in Mexiko. Angesichts der mexikanischen politischen Wirklichkeit, "en la que Zapata nunca había podido escapar del vacío de los monumentos, del helado metal de las estatuas" (12), spielt Taibo mit der reizvollen Fiktion eines zum Leben erwachten Mythos, "galopando sobre un caballo blanco por el Periférico, llenando de balas el viento" (12). Geradezu genüßlich entwickelt er dabei die Vorstellung, dass die Revolution in Mexiko nur mehr in einer einzigen, zudem isoliert lebenden Person überlebt hat. So lässt sich Belascoarán auf die Herausforderung ein, und obwohl er sich zeitweilig "como miembro de una secta esotérica dedicada a la preservación de los fantasmas" (146) fühlt, gelingt es ihm tatsächlich, in einer Höhle in einer der "colonias más jodidas de la ciudad de México" (219) einen Mann zu finden, den er als Zapata identifizieren kann. Paradoxerweise behauptet Zapata jedoch, nicht mehr zu existieren:
-No, Emiliano Zapata está muerto.
-¿Está seguro, mi general?
-Está muerto, yo sé lo que le digo. Murió en Chinameca, en 1919 asesinado por traidores. Las mismas carabinas asomarían ahora... Los mismos darían la orden. El pueblo lloró entonces, para qué quiere que llore dos veces. (222)
Die spielerische Illusion des Romans wird zur kritischen Metapher der mexikanischen Wirklichkeit, die ihrerseits aus einer offizialisierten Illusion besteht. Im Mexiko der Gegenwart, so Taibos Aussage, kann Zapata bestenfalls im Verborgenen weiterleben. Seine revolutionären Ideale wurden zwar zum staatstragenden Mythos stilisiert, doch anscheinend gibt es keine größere Gefahr für die Technokraten der institutionellen und institutionalisierten Revolution, als dass der von ihm inkarnierte Mythos als politische und zwischenmenschliche Praxis neues Leben erhielte. Die Fiktion der Literatur erlaubt es jedoch, eine Begegnung mit jenen Idealen zu inszenieren, die man in der gesellschaftlichen Wirklichkeit vergeblich sucht. "Lo que haces es contar", meint Taibo mit Blick auf den ethischen und politischen Idealismus, den seine Romane kennzeichnen, "Y al mismo tiempo en esa narrativa hay una especie de efecto de mezzo subterráneo de luz al final del túnel. Describes el túnel y describes un túnel en cuyo fondo remoto hay algunas manchas de luz." (Calsapéu 2001, 5). In Zapatas Rat, den er am Schluss des Romans Belascoarán Shayne, doch auch den Lesern erteilt, äußert sich diese Ethik des Schreibens und Handelns als hoffnungsvoller Ausdruck des Widerstands: "No hay molestia cuando hay buena fe" (222).
Wie das Beispiel Laurinis und Taibos zu erkennen gibt, findet die bei Bernal noch ausschließlich pessimistische Kritik des mexikanischen Systems eine Ergänzung durch eine etwas optimistischere Sichtweise, welche wenigstens auf der Ebene des individuellen Engagements die Notwendigkeit eines alternativen, von der Ethik der Menschlichkeit geprägten Handelns postuliert. Dabei gibt die selbstironische Haltung La morenas wie auch Belascoaráns zu erkennen, dass sie die Einsicht teilen, lediglich Ausnahmen von der Regel zu sein. Taibos Detektiv fasst diese Erkenntnis treffend zusammen: "Era una gran broma. Ser detective en México era una broma" (18). Die "maldita soledad" (18), die er nach diesen Gedanken empfindet, besitzt bei näherem Hinsehen jedoch eine andere Qualität als die "pinche soledad", die Bernals Filiberto García verfolgte. Sie bildet nämlich nicht den Endpunkt einer Desillusion, sondern den Anfang einer neuen Ethik des Handelns, von der sich auch der Schriftsteller nicht ausnehmen möchte.
Der aktuelle mexikanische Kriminalroman liefert somit zwei gegenläufige, mit Sicherheit aber auch komplementäre Bilder Mexikos. Auf der einen Seite begegnen wir der zerstörerischen Macht eines Systems, in dem Politik, Polizei, Justiz und Verbrechen eine unheilvolle und höchst komplexe Allianz eingegangen sind. Ergänzend hierzu werden jedoch neue Formen der kritischen Sensibilität und Subjektivität entwickelt, die sich gegen den herrschenden Diskurs wenden. Das Individuum mag bei seinem Einsatz für eine bessere Zukunft zwar Niederlagen einstecken, doch wird der Geist des Engagements weiterleben. 14 Allein vor dem Hintergrund dieser Überzeugung erklärt sich im übrigen die Tatsache, dass Belascoarán Shayne der einzige Detektiv der Welt ist, der bei seinen Abenteuern nicht weniger als dreimal erschossen wird, um dann aber im nächsten Roman wieder zum Leben erweckt zu werden. 15 Diese selbstironische Refiktionalisierung, doch auch die Ironie der Detektivfiguren Laurinis und Taibos gegenüber sich selbst und der sie umgebenden Wirklichkeit weisen auf die Bedeutung dieser Haltung als wichtigen Handlungsimpuls und als Überlebensstrategie hin. Wie der aktuelle mexikanische Kriminalroman zu erkennen gibt, besitzt die Ironie die Fähigkeit, mehr noch als die Gewalt das mächtige, repressive System des Verbrechens zu unterminieren. Gerade deswegen gilt auch für die Gegenwart: "Ser detective en México es una broma" – doch sicherlich nicht nur in Mexiko.
Primärliteratur
Bernal, Rafael (1969): El complot mongol. México: Joaquín Mortiz.
Laurini, Myriam (1994): Morena en rojo. México: Joaquín Mortiz.
Taibo II, Paco Ignacio Taibo (1998): Cosa fácil (1977). México: Planeta.
Usigli, Rodolfo (1986): Ensayo de un crimen. México: SEP.
Forschungsliteratur und Internetreferenzen
Ascencio, Oscar Aguilar (2002): "México durante el primer año de un gobierno de alternancia: ¿Dónde está el cambio?" In: Iberoamericana 2, 5, 187-192.
Audiffred, Miryam (2000): "Ricardo Peláez: en la política mexicana persiste el arreglo por la vía gangsteril." In: La Jornada (20 de Julio).
Balderrama, José Luis Jáquez (2001): "La prensa amarillista en México". In: Sala de Prensa 3, 2 (http://www.saladeprensa.org/art240.htm).
Bermúdez, María Elvira (Ed.) (1955): Los mejores cuentos policiales mexicanos. México: Bibliotéca Mínima Mexicana.
Bermúdez, María Elvira (1987): "¿Qué es lo policiaco en la narrativa?". In: Estudios. Filosofía-Historia-Letras
( www.hemerodigital.unam.mx/ANUIES/itam/estudio/estudio10/sec_30.html ).
Calsapéu, Brice (2001): "El fundador del neo-policíaco latinoamericano. Una entrevista con Paco Ignacio Taibo II". In: Matices 30
(http://www.matices.de/30/Paco_Ignacio_Taibo.htm).
Colmeiro, José F. (1992): "Posmodernidad, posfranquismo y novela policíaca". In: España Contemporanea 5, S. 27-39.
Cruz, Angeles (2001): Unos 13 mil niños son víctimas de exolotación sexual en México. La prostitución infantil, en ascenso". In: La Jornada, 4 de enero.
García Canclini, Néstor (1993), "México: la globalización cultural en una ciudad que se desintegra". In: Ciudades 20, S. 3-12.
Guérif, François (1996): "Paco Ignacio Taibo II: 'L'historien est, par essence, un détective privé amateur'". In: Magazine Littéraire 344, S. 53-54.
Hernández Martín, Jorge (1995): "On the case". In: Américas 47, S. 16-21.
Hernández Navarro, Luis (2000): "Adios al PRI", La Jornada (3 de julio).
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Meunier, Jacques (1993): "Viva Paco". In: Le Monde (22 de enero), S. 32.
Monsiváis, Carlos (1973): "Ustedes que jamás han sido asesinados". In: Revista de la Universidad de México 28, 7, S. 1-11.
Revueltas, Eugenia: "La novela policiaca en México y en Cuba". In: Cuadernos Americanos 1, S. 102-120.
Reyes, Alfonso (1959): "Sobre la Novela policial". In: Obras completas 9. México: F.C.E. (1945), S. 457-461.
Schulz-Buschhaus, Ulrich (1975): Formen und Ideologien des Kriminalromans. Ein gattungsgeschichtlicher Essay. Frankfurt/Main: Athenaion.
Simpson, Amalia (1990): Detective Fiction from Latin America. London/Toronto: Associated University Presses.
Stavans, Ilán (1994): "A Brief (Happy) Talk with Paco Ignacio Taibo II". In: The Literary Review 38, S. 34-37.
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Yates, Donald A. (1961): "The Mexican Detective Story". In: Kentucky Foreign Language Quarterly 8, S. 42-47.
Erläuterungen:
1 Schon unmittelbar nach dem Machtwechsel tauchten Zweifel an der Reformfähigkeit des Systems auf: "El triunfo de Fox abre en México las puertas de la alternancia política, pero no necesariamente las de la democratización y el respeto a los derechos humanos." (Hernández Navarro 2000; cf. Ascencio 2002).
2 "En el libro 'La nota roja 80s' se dice que entre las principales características del crimen [...] debe mencionarse el incremento de su politización; la confusión entre esferas criminales y de seguridad por el protagonismo delictivo de grandes jefes policiales, como Arturo Durazo Moreno y Sahagún Baca..." (Balderrama 2002: 6).
3 Über seine Kriminalromane hinaus widmet sich Taibo II noch intensiver der literarischen Polyphonie und dem Spiel mit Realität und Fiktion, wie Cuatro manos, nach Le Monde eine "loufoquerie polyphonique" und ein "monumental imbroglio" (Meunier 1993: 32), beweist.
4 Vgl. Duncan (1991: 201): "Detective fiction cannot be divorced from the ideological structure which produced it." Dies gilt gerade für Mexiko: "A characteristic feature of most detective fiction in Mexico is ist national orientation. [...] The use of pseudonyms and the adoption of foreign settings and characters is less frequent in Mexico than in Argentina and Brazil." (Simpson 1990: 82-83).
5 Siehe Stavans 1993: 116. Für Taibo II besitzt El complot mongol eine besondere Bedeutung wegen "la recuperación del lenguaje popular, la malicia barroca de las anécdotas mexicanas, la constante impresión de que el poder era la gran fuente del mal, que todos en el aparato estatal eran unos transas, la idea de que un paranoico era un mexicano con sentido común y el encuentro con los pasajeros urbanos del DF." (Audiffred 2000: 2).
6 "El Coronel vestía de casimir inglés. Usaba zapatos ingleses y camisas hechas a mano. Había asistido a muchos congresos internacionales de policía y leído muchos libros sobre la materia." (12).
7 "La cara oscura era inexpresiva, la boca casi siempre inmóvil, hasta cuando hablaba. Sólo había vida en sus grandes ojos verdes, almendrados." (9); "Aquí no se puede entrar con una cuarenta y cinco, ni con traje de gabardina y sombrero texano. Y mucho menos con zapatos de resorte." (12).
8 Er wird zu "un hombre cercado por la corrupción y en el cual las fronteras entre el bien y el mal, la justicia y la injusticia, el delito y la venganza, se van haciendo menos nítidas, de tal manera que el detective se ve asimilado a la violencia y corrupción del mundo que lo rodea" (Revueltas 1987: 103).
9 Nach einer Studie des Sistema Nacional para el Desarrollo Integral de la Familia, deren Ergebnisse erstmals 2001 veröffentlich wurde, son "al menos 13 mil niñas y niños [...] víctimas de la explotación sexual comercial, problema asociado a factores como la pobreza, la migración y la desintegración familiar" (Cruz, 2001).
10 "El comercio de niños tenía que ver con el trasplante de órganos, con el tráfico de drogas y con la prostitución." (185). In einer Mail an die Teilnehmer eines im Wintersemester 2001/2002 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf abhaltenen Seminars zum mexikanischen Kriminalroman vermerkte Laurini: "El tema de la violencia que se ejerce con los niños, el eslabón más débil de la cadena social, los más indefensos, no ha dejado de dolerme y de preocuparme, cuando hablo de violencia incluyo el hambre, el no asistir a la escuela, el no tener derecho a la salud, el morir de enfermedades curables, el trabajo esclavizante, el maltrato, el abuso – la violación – la prostitución etc.".
11 So berichtet das Opfer eines Polizeiverhörs: "-Dije lo que dije porque me metieron muchas veces la cabeza en el agua y sentí que me moría y sentí que no quería morir." (19).
12 Laurini konzipierte ihre Hauptfigur als jemand, der "fuera lo más cercana posible a la realidad, ni super inteligente, ni heroina, ni un genio descubridor de misterios. Simple y sencillamente tenía que ser una mujer, una pobre periodista de provincia, con sueños, con ganas de triunfar, de estar enamorada, de luchar por la justicia, de destapar gusaneras, de decir verdades ocultas" (respuesta en el mail citado). Im Roman heißt es: "Por ese entonces andaba yo como disgregada, no era una mucher hecha pedazos sino más bien pedazos de mujer que no lograban organizarse en una persona." (71).
13 "Quería un personaje que fuera capaz de entrar a una cantina y emborracharse, porque aquí hay un enorme nivel de alcoholismo femenino oculto, las mujeres tienen la botella en la mesa de luz (en el buró) porque es mal visto que se emborrachen en público" (Zitierte Mail).
14 Dies gilt auch für den Autor, wie Taibo in einem Interview herausstreicht: "Matices: ¿Qué hay detrás de la derrota? PIT II: La siguiente derrota. Matices: Esto es sin fin... Pit II: Si mientras sigamos peleando si será sin fin. Porque en el día que dejemos de pelear la derrota final se producirá. Y esa si va a ser terrible. Y esa ya la hemos visto." (Calsapéu 2001: 9).
15 "Resurrection is a Mexican disease. [...] I can't keep a character like Belascoarán alive in this kind of reality, because reality kills him. Reality kills him, and I bring him back to life, and the readers accept this absurd, crazy game." (Hernández Martín 1995, 21).
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