‚Maximum Bob' Gibbs (Alligator). Aber viele von ihnen lebten in Florida und keiner von ihnen arbeitete in der Mordkommission. Es stimmt. Zuletzt hatte in den frühen Achtzigern in "Entscheidung in Detroit/High Noon in Detroit" und "Ohne Beweise" jeweils ein Mordermittler eine größere Rolle.
Trotz der wechselnden Charaktere - Leonard hatte nie einen Seriencharakter - veränderte sich Elmore Leonards Gespür für pointierte Dialoge nicht. Allerdings veränderte sich das Gewicht bei ihm immer mehr weg vom Plot und hin zu den Charakteren. Dieser entwickelt sich organisch aus den Charakteren und ihren Handlungen. So kann Leonard auch in "Callgirls" ein vollkommen überraschendes, aber folgerichtiges Ende schreiben.
Nach einem Doppelmord ist das gewohnt pointiert redende Ensemble von "Callgirls" versammelt. Eines Abends bittet Chloe ihre Zimmergenossin Kelly mit zu ihrem Lieblingskunden, dem 84-jährigen Anwalt Tony Paradiso, genannt Mr. Paradise, zu begleiten, bei ihm ein altes Michigan Footballspiel anzusehen und den Cheerleader zu spielen. Kelly ist einverstanden, aber dieses Mal wird Mr. Paradise und die unfreiwillige Zeugin Chloe von zwei Killern ermordet.
Detective Frank Delsa soll den Fall aufklären. Doch das ist nicht so einfach. Denn Kelly, die eine Chance auf eine Millionenerbschaft wittert, gibt sich als ihre ermordete Freundin aus. Die Mörder von Mr. Paradise wollen die Millionen ebenfalls haben. Und Mr. Paradises Hausdiener Lloyd muss plötzlich zahlreiche Gäste bewirten.
In "Callgirls" versammelt Elmore Leonard etliche bemerkenswerte Charaktere - neben den bereits erwähnten sind dies die Angestellten Montez Taylor und der über siebzigjährige Hausdiener Lloyd von Mr. Paradise, die beiden Killer Carl Fontana und Art Krupa, der skrupellose Anwalt Avern Cohn und der Spitzel Jerome - die sich in knochentrockenen Dialogen die Bälle zuwerfen. Die Geschichte entwickelt sich dabei ganz aus diesen Charakteren, ihren Versuchen herauszufinden, was die anderen planen und ihren Taten um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen.
Uh, ein kleiner Hinweis zum Klappentext: Dort steht Elmore Leonard habe 2006 den Diamond Dagger der American Crime Writers Association erhalten. Das stimmt natürlich nicht. Der Dagger wird von den britischen Krimiautoren verliehen. Gleiche Sprache, aber andere Seite des Ozeans.
Täter: |
David Morrell |
Letzte Tat: |
Creepers
(Creepers, 2005)
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Ein ganz alter Hase im Thriller-Geschäft ist David Morrell. 22 Romane und zahlreiche Kurzgeschichten hat er veröffentlicht. Etliche seiner Geschichten wurden für wichtige Preise nominiert; drei wurden verfilmt. Auch "Creepers" wurde als bester Roman des Jahres 2005 für den Bram Stoker Award nominiert. Trotzdem ist Morrell vor allem für den Helden seines ersten, 1972 publizierten Roman "First Blood" bekannt: John Rambo. Nachdem Sylvester Stallone den ehemaligen Vietnam-Elitesoldaten in dem gleichnamigen Kassenknüller verkörperte und die Aussage dem gewandelten Zeitgeist anpasste (im Roman stirbt Rambo) hatte der Universitätsprofessor finanziell wahrscheinlich bis an sein Lebensende ausgesorgt und mit weiteren John Rambo-Büchern hätte er sein Konto mühelos weiter füllen können. Immerhin besaß er die alleinigen Buchrechte an dem Charakter. Aber Morrell schrieb mit John Rambo als Helden nur noch die beiden "Bücher zum Film" und konzentrierte sich ansonsten auf spannende Einzelwerke wie "Creepers".
Der Thriller spielt in einer einzigen kalten und stürmischen Oktobernacht in dem seit Jahrzehnten verlassenen Paragon Luxushotel in Asbury Park, New Jersey. Professor Robert Conklin will mit drei ehemaligen Studenten und dem Journalisten Frank Balenger das Hotel infiltrieren. Sie sind fasziniert von verlassenen Gebäuden und sie wollen bei ihren illegalen Besuchen einen Eindruck von der Vergangenheit bekommen. Balenger will sie für eine Reportage begleiten.
Durch einen Kanal gelangen sie in das hermetisch abgeschlossene Hotel.
Schnell stellen sie fest, dass sie nicht die einzigen Menschen in dem Hotel sind und sie müssen um ihr Überleben kämpfen.
David Morrell versteht sein Handwerk. Mit dem, je nach Lesetempo, in Echtzeit erzähltem Thriller will er seinen Lesern eine genauso schlaflose Nacht bereiten wie seinen Creepers. Da folgt eine überraschende Wendung nach der nächsten. Etliche Charaktere haben ein Geheimnis. Allerdings sind sie bis auf den Helden Balenger eher eindimensionale Charaktere, die diese Nacht überleben wollen. Damit sind sie differenziert genug für diese zwischen 21.00 und 5.00 Uhr spielende Geschichte gezeichnet.
"Creepers" ist ein unglaublich spannender Thriller, der beim Lesen förmlich nach einer Verfilmung schreit. Auch wenn der Film dann nur eine lärmig-schlechte, auf Schocks und Rumms-Bumms reduzierte Version der Geschichte sein wird.
Täter: |
Sara Paretsky |
Letzte Tat: |
Feuereifer
(Fire Sale, 2005)
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Vic Warshawskis neuestes Abenteuer beginnt unspektakulär. Ihre ehemalige Lehrerin Mary Ann McFarlane bittet die in Chicago arbeitende Privatdetektivin, an ihrer früheren South Side-Schule die Mädchen-Basketballmannschaft zu trainieren. Warshawski kann der todkranken Frau diesen Wunsch nicht abschlagen. Weil sie diese ehrenamtliche Tätigkeit nicht bis an ihr Lebensende machen will, sucht sie einen Sponsor. Sie hält By-Smart, eine große an Walmart erinnernde Kette mit Wurzeln in der South Side, für geeignet. Das erste Treffen mit dem zuständigen Vertriebsleiter Patrick Grobian (der Name sagt alles) verläuft nicht besonders vielversprechend. Aber der neunzehnjährige, gläubige Sohn des Besitzers, Billy Bysen, absolviert gerade ein Praktikum in dem Betrieb. Im Gegensatz zur restlichen evangelikalen Familie (es gibt für die Arbeiter zusammen mit dem Firmenpatriarchen sogar morgendliche Gottesdienste) nimmt er den Glauben ernst und will Warshawskis Mädchen helfen.
Etwa zur gleichen Zeit erhält die Detektivin von der Mutter einer ihrer Schülerin den Auftrag, herauszufinden, wer warum Frank Zamars Geschäft Fly the Flag in den Ruin treiben will. Bei einem Gespräch mit Warshawski lehnt Zamar jede Hilfe ab. Kurz darauf stirbt er bei einer nächtlichen Explosion in seiner Firma. Die unfreiwillige Zeugin Vic Warshawski steckt in diesem Moment, ohne von irgendjemand bezahlt zu werden, bereits mitten in ihrem neuesten Fall drin.
Bereits mit ihrem ersten Victoria Iphegenia, kurz Vic, Warshawsky-Roman "Schadenersatz" (Indemnity only, 1982) verfocht Sara Paretsky im Hardboiled-Genre gesellschaftspolitische und feministische Anliegen. Damit öffnete sie, mit Autorinnen wie Sue Grafton und Linda Barnes, das Privatdetektiv-Genre den Frauen. Ab da durften Privatdetektivinnen, wie ihre männlichen Pendants, genauso hart im Austeilen und Einstecken sein. In den folgenden Jahren gewann Sara Paretsky zahlreiche wichtige Preise und erhielt 2002 als Krönung den CWA Diamond Dagger für ihr Lebenswerk.
Auch in ihrem zwölften Abenteuer "Feuereifer" wird Vic Warshawskis Körper in keinster Weise von den Bösen geschont. Ebenso wenig hat in den vergangenen fünfundzwanzig Jahren Sara Paretskys Wut über die gesellschaftlichen Verhältnisse und die Machenschaften großer Konzerne abgenommen. In "Feuereifer" entwirft sie ein bedrückendes Porträt von South Chicago, dem Ort, aus dem Vic Warshawski die Flucht gelang. Als die Detektivin dort aufwuchs gab es noch eine Möglichkeit auf ein anderes Leben. Heute gibt es in diesem vom Aufschwung abgekoppelten Gebiet sehr viele Arbeitslose, Gewalt, Kriminalität in jeder Form und damit verbunden keine Perspektiven für die von Warshawski trainierten Schülerinnen. Zur gleichen Zeit lassen milliardenschwere Konzerne die Arbeiter in Chicago und in Südamerika für einen Hungerlohn arbeiten. Denn By Smart schloss mit Zamar einen Vertrag ab, den er nur erfüllen konnte, wenn er seine Arbeiter ausbeutet oder Illegale beschäftigt.
Sara Paretsky verpackt ihre ätzende Gesellschaftskritik in einen spannenden Kriminalroman, in dem die Kritik zu einem integralen Teil der Geschichte wird. Dabei kommt gerade die scheinheilige Familie Bysen schlecht weg. Während sie ihren Glauben wie eine Monstranz vor sich her tragen, beuten sie ihre Arbeiter aus und schwafeln von den Chancen, die jeder habe, wenn er etwas werden wolle. Allerdings ist "Feuereifer", wie viele neuere Krimis einfach etwas zu lang geraten. So wiederholen sich für den schnellen Leser die Zusammenfassungen der Ermittlungen (sie sind für die langsamen Leser, die das 450 Seiten dicke Buch nicht in wenigen Tagen lesen können, nötig) zu oft.
Täter: |
Benjamin M. Schutz |
Letzte Tat: |
Unerbittlich
(The Mongol reply, 2004)
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Wenn Sie noch überlegen, ob Sie heiraten wollen, ist Benjamin M. Schutzes spannender Justizthriller ein ausgezeichnetes Argument dagegen. Denn in seinem ersten Roman nach elf Jahren zeichnet er den von Anwälten geführten Krieg zwischen einem eifersüchtigen Mann und seiner fremdgehenden Frau nach.
Der frühere Footballstar Tom Tully sieht seine Frau Serena einen anderen Mann küssen. Blind vor Eifersucht geht er zum Scheidungsanwalt Albert Olen Garfield. Kollegen nennen ihn einen "Psychopathen mit einer Arbeitsethik". Sein Spitzname ist nicht umsonst "Agent Orange". Auch seinen neuesten Klienten fragt er: "Wieso wollen Sie sich damit begnügen, ihre Frau ´fix und fertig zu machen´? Wir können noch viel mehr erreichen."
Tully ist begeistert von diesem Vorschlag. Als erstes entziehen sie Serena das Sorgerecht für die Kinder. Danach wirft er sie aus der Wohnung, wechselt die Schlösser und sperrt ihre Konten. Die obdachlose Serena kann bei einer Freundin übernachten. Aber der Terror von Tully und Garfield geht weiter. Auch Serenas Anwalt kann nichts dagegen unternehmen.
Ihre einzige Chance ist der vom Gericht bestellte und von Garfield abgelehnte Gutachter Morgan Reece. Obwohl Reece nur ein Gutachten erstellen soll, ergreift er immer mehr Partei für Serena.
Bereits auf den ersten Seiten formuliert Benjamin M. Schutz die Grundlagen für einen spannenden Psycho-Thriller, der einen tiefen Einblick in das Räderwerk von Scheidungsverfahren und den Winkelzügen der Anwälte gibt. Dass Schutz selbst Gerichtspsychologe ist, wirkt sich positiv auf "Unerbittlich" aus. Er kennt die Verfahren im Gericht und in der Praxis des Psychologen. Er weiß, was Menschen sich antun können und welche seelischen Wunden dies hinterlässt. Auch in "Unerbittlich" hat jeder seine verborgenen Seiten und fast jeder taumelt fast ohne fremde Hilfe in sein Verderben. Denn die Hölle liegt in jedem einzelnen Charakter und damit auch der Grund für sein Scheitern.
Bis auf das Ende ist "Unerbittlich" ein makellos spannender Roman. Denn hier folgt Schutz zu sehr (und auch überraschend) den Thriller-Konventionen. Während auf den ersten vierhundert Seiten der psychologische Kleinkrieg zwischen den verfeindeten Parteien einen in atemlose Spannung versetzt, langweilt daher auf den letzten Seiten der abschließende, leichengesättigte Kampf zwischen Gut und Böse. Das haben wir schon tausendmal - besser vorbereitet - gelesen.
Trotz des schwachen Endes ist "Unerbittlich" ein sehr erfreuliches Lebenszeichen von Benjamin M. Schutz. Zwischen 1985 und 1994 liebten ihn Fans von Privatdetektivromanen für seine sechsbändige Leo Haggerty-Serie. Seitdem veröffentlichte er nur einige Kurzgeschichten. Nach dem düsteren psychologischen Gerichtsthriller "Unerbittlich" müssen wir hoffentlich nicht wieder elf Jahre auf den nächsten Roman von Benjamin M. Schutz warten.
Täter: |
Richard Stark |
Letzte Tat: |
Ask the Parrot, 2006
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Seit fast einem halben Jahrhundert ist Donald Westlake im Geschäft. Als Richard Stark schickte er 1962 in "Jetzt sind wir quitt" (The Hunter, später wegen der Verfilmungen in "Point Blank" und "Payback" umgetitelt) den Profieinbrecher Parker in sein erstes Abenteuer. Der Verleger fragte damals, ob Parker das Buchende überleben könnte. Stark bejahte, schrieb die letzten Seiten um und das Buch wurde gedruckt. Die Leser liebten den eiskalten Profieinbrecher und Richard Stark schickte ihn in den folgenden Jahren in sechzehn weitere Abenteuer, zwischen 1974 und 1997 in einen Tiefschlaf und ab da in acht weitere spannende nicht übersetzte Hardboiled-Gangsterabenteuer.
Die neueste Parker-Geschichte "Ask the parrot" schließt sich nahtlos an "Nobody runs forever" (2004) an.
Nach einem missglückten Überfall flüchtet Parker in den Wald. Er wird von Polizeihunden verfolgt. Als er einen Hügel erreicht steht er vor Tom Lindahl. Der Bewaffnete macht Parker ein Angebot, das er am liebsten ablehnen würde. Immerhin kommt es von einem Amateur und Amateure bedeuten immer Ärger. Aber die Alternative - eine Zelle - ist noch weniger verlockend.
Also hört sich Parker Lindahls Plan, wie er sich an seinem früheren Arbeitgeber rächen kann, an. Lindahl möchte die Wettgelder von der Rennbahn stehlen. Er hat bereits Schlüssel, kennt den Standort jeder Überwachungskamera und die Uhrzeiten der Kontrollgänge. Was ihm bis jetzt fehlte, war der nötige Mut. Aber mit dem Profi Parker könnte sein langgehegter Plan endlich ausgeführt werden.
Bevor Lindahl Parker die Rennbahn zeigt, müssen sie an einer Bürgerwehr, die die flüchtigen Verbrecher sucht, teilnehmen. Als Fred Thiemann, der dritter Mann einer aus Lindahl, Parker und ihm bestehenden kleinen Suchgruppe, hinterrücks einen Obdachlosen erschießt, kann Parker den Schützen überzeugen nicht die Polizei zu informieren. In den folgenden Stunden entwickelt Thiemann sich mit seinen Schuldgefühlen immer mehr zu einem unberechenbaren Faktor für Parkers Pläne.
Gleichzeitig scheinen sich auch alle anderen Dorfbewohner gegen Parker verschworen zu haben.
Im Gegensatz zu allen früheren Parker-Geschichten ist in "Ask the Parrot" Parker der einzige Verbrecher. Alle anderen Charaktere sind anständigen Bürgern, deren größtes Vergehen das Überfahren einer roten Ampel ist. Trotzdem bringen sie Parker schneller und stärker in die Bredouille als Verbrecher, die nur auf einen größren Teil der Beute aus sind. Denn letztere sind berechenbar. Sie leben in dem gleichen unmoralischen Kosmos wie Parker. Die Landeier wollen nur höflich sein oder das Richtige tun und durchkreuzen damit zielsicher Parkers Pläne.
"Ask the Parrot" ist wie alle Parker-Gangsterromane eine wunderbar ökonomisch geschriebene, aus purer Handlung bestehende Geschichte. Da gibt es keinen psychologischen Firlefanz und langatmige Erklärungen, aber eine gute Portion schwarzen Humor. Richard Starks Parker ist auch vierzig Jahre nach seinem ersten Raub immer noch der coole amoralische Held, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen lässt.
Täter: |
Ross Thomas |
Letzte Tat: |
Gottes vergessene Stadt
(The Fourth Durango, 1989) |
Besondere Kennzeichen: |
Verstorben |
Inzwischen hat der vor zwölf Jahren verstorbene Ross Thomas wieder einen deutschen Verleger gefunden. Nach seinem Tod verschwanden seine Werke fast vollständig vom amerikanischen und deutschen Buchmarkt. Ende 2005 veröffentlichte der kleine, in Berlin ansässige Alexander-Verlag "Die im Dunkeln". Ein Jahr später "Gottes vergessene Stadt" (The Fourth Durango, 1989).
Der Vorsitzende Richter am Obersten Gericht eines ungenannten Bundesstaates und während der Carter-Präsidentschaft Kandidat für ein Richteramt am Obersten Bundesgericht Jack Adair muss wegen eines Steuervergehens fünfzehn Monate im Hochsicherheitsgefängnis Lompoc verbringen. Noch während der Haft bittet er seinem Schwiegersohn Kelly Vines, Anwalt mit entzogener Zulassung, einen sicheren Unterschlupf für ihn zu finden. Denn Adair hat Angst um sein Leben.
Vines entdeckt das idyllische Küstenstädtchen Durango. Gegen Bares sind Bürgermeisterin B. D. Huckins und Sheriff Sid Fork bereit, Adair zu beschützen. Aber Adair will nicht seine restlichen Tage in Gottes vergessener Stadt verbringen. Denn letztendlich wäre Durango für ihn dann nur ein großes Freiluftgefängnis. Also bietet er Huckins und Fork eine Million, wenn sie verkünden, sie würden ihn an den Meistbietenden verkaufen.
Kurz darauf beginnt in Durango das Morden.
Die reine Handlung von "Gottes vergessene Stadt" ist auf den ersten Blick einfach. Denn im Wesentlichen stellt ein Mann seinen unbekannten Jägern eine Falle und besiegt sie. Stattdessen steckte Ross Thomas seine Energie in die farbig gezeichneten Charaktere, die vor dem Hintergrund einer absolut korrupten Gesellschaft agieren. Auch sie sind, wenn sie nicht irgendwo ein bestimmtes Gefühl von Würde und Anstand und bestimmte Grundsätze hätten, käuflich. Denn es mutet schon komisch an, wenn Bürgermeisterin Huckins Verbrechern Unterschlupf gewährt, diese unter keinen Umständen verraten würde (weil dies natürlich das Geschäft mit dem nächsten Schutzsuchenden ruinieren würde) und das letztendlich erpresste Geld in die Infrastruktur ihrer Stadt steckt. Dass sie und ihr gelegentlicher Bettpartner und Freund Fork als 68er in Durango strandeten ist nur eine kleine Petitesse.
Die genaue, vollkommen ohne irgendeine marktschreierische moralische Empörung gelieferte, Analyse einer durch und durch korrupten Gesellschaft, die lebendigen Charaktere, die trockenen Dialoge und der wild durch die Zeit springende, labyrinthische Plot machen "Gottes vergessene Stadt" auch fast zwanzig Jahren nach seiner ersten Publikation zu einem immer noch unterhaltsamen und, weil sich die Menschheit, wie ein Blick in die Tageszeitung zeigt, in den vergangenen Jahren nicht änderte, aktuellen Buch.
Links & Bibliographie:
Harlan Coben:
Kein Friede den Toden
(übersetzt von Gunnar Kwisinski)
OA: The Innocent
Dutton, 2005
Goldmann, 2006
480 Seiten, 8.95 Euro
Harlan Coben in der Spurensuche:
Spurensuche No. 21
Homepage des Autors:
www.harlancoben.com
Max Allan Collins:
Bones - Die Knochenjägerin: Tief begraben
(übersetzt von Patricia Woitynek)
OA: Bones: Buried deep
Pocket Books, Simon & Schuster Inc., 2006
Blanvalet, 2007
288 Seiten, 7.95 Euro
Max Allan Collins:
CSI - Crime Scene Investigation: Im Profil des Todes
(übersetzt von Frauke Meier)
OA: CSI: Crime Scene Investigation - Snake Eyes
Pocket Books, Simon & Schuster Inc., 2006
VGS, 2006
312 Seiten, 17.90 Euro
Max Allan Collins:
The last Quarry
Hard Case Crime, 2006
288 Seiten, 6.4 Euro
Max Allan Collins in der Spurensuche:
Spurensuche No. 30
Homepage des Autors:
www.maxallancollins.com
Homepage der Movie Tie-In Writers:
www.iamtw.org/
Max Allan Collins über das Schreiben von CSI-Tie-Ins:
www.iamtw.org
Cindy Gerard:
Wer die Gefahr liebt
(übersetzt von Ingrid Klein)
OA: To the Brink
St. Martin's Press, New York, 2006
Blanvalet, 2006
416 Seiten, 6.95 Euro
Homepage von Cindy Gerard:
www.cindygerard.com
Cindy Gerard in der Spurensuche
Besprechung "Wer den Tod begrüßt":
Spurensuche No. 19
Cindy Gerard in der Spurensuche
Besprechung "Wer das Feuer sucht":
Spurensuche No. 25
Carl Hiaasen:
Unter die Haut
(übersetzt von Michael Kubiak)
OA: Skin Tight
Alfred A. Knopf, 1989
Goldmann, 2006
512 Seiten, 8.95 Euro
Deutsche Erstausgabe: Bastei-Lübbe, 1990
Carl Hiaasen:
Sumpfblüten
(übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger)
OA: Nature Girl
Alfred A. Knopf, 2006
Manhattan, 2007
384 Seiten, 14.95 Euro
Homepage des Autors:
www.carlhiaasen.com
Carl Hiaasen in der Spurensuche
Besprechung "Skinny Dip":
Spurensuche No. 1
Carl Hiaasen in der Spurensuche
Hinweis "Der Reinfall" (Skinny Dip):
Spurensuche No. 16
Elmore Leonard:
Callgirls
(übersetzt von Jochen Stremmel)
OA: Mr. Paradise
William Morrow, 2004
Goldmann, 2007
320 Seiten, 7.95 Euro
"Man nennt ihn Dutch
Elmore Leonard zum Achtzigsten"
von Axel Bussmer in "Krimijahrbuch 2006"
(herausgegeben von Dieter Paul Rudolph):
www.nordpark-verlag.de
Homepage von Elmore Leonard:
www.elmoreleonard.com
David Morrell:
Creepers
(übersetzt von Christine Gaspard)
OA: Creepers
CDS Books, 2005
Knaur, 2006
432 Seiten, 7.95 Euro
Homepage von David Morrell:
www.davidmorrell.net
Knaur-Homepage zu "Creepers":
www.creepers-das-buch.de
Sara Paretsky:
Feuereifer
(übersetzt von Sibylle Schmidt)
OA: Fire Sale
Putnam Adult, New York, 2005
Goldmann, 2007
448 Seiten, 19.95 Euro
Homepage von Sara Paretsky:
www.saraparetsky.com
Thrilling Detective über V. I. Warshawski:
www.thrillingdetective.com
Benjamin M. Schutz:
Unerbittlich
(übersetzt von Michael Benthack)
OA: The Mongol Reply
Five Star Books, Waterville/Maine, 2004
Knaur, 2007
432 Seiten, 7.95 Euro
Thrilling Detective über Leo Haggerty:
www.thrillingdetective.com
Fantastic Fiction:
www.fantasticfiction.co.uk
Richard Stark:
Ask the parrot
Mysterious Press, 2006
288 Seiten, 20.00 Euro
Richard Stark in der Spurensuche:
Spurensuche No. 30
Homepage von Richard Stark/Donald Westlake:
www.donaldwestlake.com
Ross Thomas:
Gottes vergessene Stadt
(übersetzt von Bernd Holzrichter;
durchgesehene Neuausgabe)
OA: The Fourth Durango
Warner Books, 1989
Alexander Verlag, 2006
352 Seiten, 12.90 Euro
Deutsche Erstausgabe: Ullstein Verlag, 1990
Ross Thomas beim Alexander Verlag:
www.alexander-verlag.com
Ross Thomas auf der Krimi-Couch:
www.krimi-couch.de
Ross Thomas bei Crime Corner:
www.crime-corner.de
Ross Thomas auf Fantastic Fiction:
www.fantasticfiction.co.uk
Bussmers Spurensuche
Ein Service der
Alligatorpapiereim
NordPark
Verlag Alfred Miersch
Klingelholl 53
42281 Wuppertal
Tel.:0202/51 10 89
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Erstellt am 13.03.2007
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Axel Bussmer
Studium der Politologie, Philosophie und Soziologie in Konstanz, lebt
derzeit in Berlin und arbeitet an verschiedenen Drehbuchprojekten (u. a.
ein Gangsterthriller). Neben Noir-Krimis liebt er Jazz, über den er auch Artikel schreibt. Bei den Alligatorpapieren erscheinen regelmäßig seine
TV-Krimi-Buch-Tipps.