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Alan Furst

»Tödliche Karibik«
vorgestellt von Stefan Lichtblau

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Alan Furst:Tödliche KaribikDie superreiche Erbin Fiona de Scodellaire verfällt dem Sektenkult des verrückten Psychiaters Charles Early Smith, der natürlich nur an ihrem Geld interessiert ist. Die Scodellaire-Anwälte beuftragen Roger Levin, Fiona aus seinen Krallen zu befreien. Die Spur führt Levin nach St. Maarten, einer karibischen Insel, auf der Smith ein altes Fort besitzt...

Roger Levins Spezialgebiet sind Geldübergaben. Und wie schon in dem Buch "Die Paris-Falle" geht auch hier der eigentlich einfache Akt gründlich daneben.
Das ist nicht ursprünglich Levins Schuld, nur scheint es ihm grundlegend zu mißfallen, lediglich Tüten voll Geld zu übergeben, er muß einfach wissen, mit wem er es zu tun hat, und, das ist das eigentliche Dilemma in Levins Handlungen, daraus ergibt sich meistens eine Kette von Ereignissen, die nicht nur für ihn üble Konsequenzen haben. Der Verlust eines Fingers, neben dem Tod zahlreicher Weggefährten, war das Resultat in "Die Paris-Falle", hier sterben neben dem Empfänger des Geldes erst einmal lediglich ein Hund und eine Katze, als Drohung sozusagen.

Schuld daran ist Fiona, eine Tochter aus schwerreichem, amerikanischen Finanzadel, die in einer ihrer nachpubertären Krisen in die Fänge eines skrupellosen Sektenführers gerät. Levin soll Fiona im Auftrag der Familie aufspüren und nach Hause bringen, was ihm mit einigen eigenwilligen Tricks auch gelingt, nur ist das keine Lösung: zum Einen ist die Familie ja des öfteren die Ursache von Krisen und Psychosen und auch Fionas Anlaß, so schnell und so weit wie möglich zu verschwinden, zum Anderen ergibt sich das Problem, daß Levin sie begleiten soll bei ihrer Rückkehr in die Sekte: "Ich bin scharf auf dich, Robert. Ich will von dir gefickt werden. Ich tue alles für dich, was du willst und das meine ich im vollen Ernst. Diese Frau, die heute morgen am Telefon war, das ist bestimmt deine Freundin. Mir egal, wer sie ist, auf jeden Fall wird sie nie das für dich tun, was ich für dich zu tun bereit bin."

Es ist nicht gerade ein beziehungsfördernder Umstand, das Mißtrauen der Freundin gerade beschwichtigt zu haben und dann von der schwerreichen Familie den aus finanziellen Gründen kaum ablehnbaren Auftrag zu erhalten, diese verliebte und levingierige Tochter in die Sekte zu begleiten, zumal sowohl seine Freundin, als auch sein Freund Reed, der Rechtsanwalt, der ihm Aufträge dieser Art vermittelt, von dieser Sekte bedroht werden (Toter Hund und tote Katze).

Wie Levin in diese Melange hinein gerät, kurzfristig heraus kommt und wieder hineingezogen wird, das ist schon eine abenteuerliche Geschichte mit gerissenen Verwicklungen und Intrigen, mit wunderbaren Dialogen und jenem Sarkasmus ausgestattet, der Furst zu einer der großen Hoffnungen der Kriminalliteratur machte: "Alan Furst gehört zu den Autoren, die die 80er Jahre entscheidend mitprägen werden." (Jörg Fauser).
Schon hier zeigt sich Fursts Fabulierlust, seine Freude an verwickelten Plotkonstruktionen und ein Witz, der auch vor dem Genre nicht haltmacht. Furst spielt mit dem Genre, treibt die Geschichte bis auf die Spitze, ohne den Plot aus dem Auge zu verlieren.

"Ich wußte eigentlich nicht, worüber ich schreiben sollte, und so schrieb ich Unterhaltungsliteratur, hauptsächlich Krimis..." hat Furst im Rückblick auf seine Karriere gesagt und wenn sich das anhört, als wären diese frühen Krimis nicht gerade etwas, hinter dem er voll und ganz stehen könnte, so sind sie doch das, was er damals schreiben wollte: Unterhaltungsliteratur, im besten Sinne. Verspielte Krimis auf der Höhe der Zeit, mit Ironie und Sarkasmus, eiskalter Spannung und der Brutalität und dem Terror des Verbrechens, der zum Schluß niemanden unbeschädigt läßt. Eine bewußt jüdische Prägung des Genres, das durch Roger L. Simon, Kinky Friedman und Alan Furst bereichert wurde und einen Weg zwischen der heroischen Privat Eye-Figur und der Hoffnungslosigkeit des Noir-Krimis suchte...

Tödliche Karibik.
Frankfurt/Berlin: Ullstein 1984
(TB 10250 - Ullstein Krimi. 272 S.)
(Privatdetektiv Roger Levin)
Übersetzung: Michael K. Georgi
Herausgeber: Martin Compart

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